Die Debatte um die steuerliche Gleichstellung pflanzlicher Milchalternativen hat neuen Auftrieb erhalten. Mit einer breit angelegten Petition fordern der Lebensmittelhändler Rewe und die Hersteller Oatly, Vly und Berief, dass Pflanzendrinks künftig ebenfalls nur mit dem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 7 % belegt werden – analog zu klassischer Kuhmilch.
Petition für Steuergerechtigkeit gestartet
Die Petition mit dem Titel „Gemeinsam für 7 % – auch auf Pflanzendrinks“ wurde am 9. Juli auf change.org veröffentlicht. Ziel ist es, mehr als 100.000 Unterstützer:innen zu mobilisieren und damit politischen Druck aufzubauen. Rewe sieht sich hier als Vorreiter: „Wir möchten unseren Kundinnen und Kunden eine faire Wahl ermöglichen“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens.
Aktuell gilt in Deutschland: Tierische Milch wird mit dem reduzierten Steuersatz von 7 % besteuert, Pflanzendrinks wie Hafer-, Soja- oder Mandelmilch jedoch mit 19 %. Diese Regelung sei aus Sicht der Initiatoren nicht mehr zeitgemäß – weder ökologisch noch sozial.
Klimaschutz, Gesundheit und Wirtschaftlichkeit im Fokus
Die Argumentation der Kampagne stützt sich auf fünf Kernpunkte:
- Ökologische Vorteile: Pflanzendrinks verursachen deutlich weniger Treibhausgase, benötigen weniger Wasser und Fläche als Kuhmilch.
- Gesundheitliche Aspekte: Pflanzliche Alternativen seien häufig mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert und frei von Laktose und Cholesterin.
- Kosten-Nutzen-Verhältnis: Zwar würden durch eine Steuersenkung kurzfristig rund 40 Mio. € weniger in die Staatskasse fließen, doch langfristig könnten laut Berechnungen der Initiative über 60 Mio. € an Klimafolgekosten eingespart werden.
- Europäischer Vergleich: Länder wie Frankreich, Irland oder Schweden besteuern Pflanzendrinks bereits ermäßigt.
- Verbraucherinteresse: Eine steigende Zahl von Konsument:innen greift aus Umwelt- und Gesundheitsgründen zu pflanzlichen Produkten – diese dürften nicht benachteiligt werden.
Politische Reaktionen stehen noch aus
Bisher hat sich das Bundesfinanzministerium noch nicht zu der Petition geäußert. Klar ist jedoch: Eine Steuersenkung auf Pflanzendrinks würde einen gesetzgeberischen Eingriff erfordern. Die Grünen hatten bereits in der Vergangenheit eine solche Reform gefordert, bisher jedoch ohne Mehrheit im Bundestag.
Rewe kündigte an, mögliche Steuerersparnisse bei einer Gesetzesänderung direkt an die Verbraucher:innen weiterzugeben.
Unterstützung durch Wirtschaft und Zivilgesellschaft
Neben den Herstellern zeigt sich auch die Zivilgesellschaft aktiv. Innerhalb weniger Tage erreichte die Petition zehntausende Unterschriften. Zahlreiche Umweltverbände, Influencer:innen und Verbraucherorganisationen haben sich der Forderung angeschlossen.
Kontext: Was bedeutet das für Verbraucher:innen?
Wer regelmäßig Pflanzendrinks kauft, zahlt derzeit rund 12 Cent pro Liter mehr allein durch die höhere Mehrwertsteuer. Bei einem wöchentlichen Konsum von zwei Litern summiert sich das auf über 12 € jährlich – pro Person.
Wer die genaue Differenz in seinem Fall berechnen möchte, kann dies schnell und einfach mit unserem Mehrwertsteuer Rechner tun. Dort lassen sich Produkte und Steuersätze vergleichen – und Einsparpotenziale direkt sichtbar machen.
Produkt | MwSt Satz | Bemerkung |
---|---|---|
Kuhmilch | 7 % | Als Grundnahrungsmittel eingestuft |
Haferdrink (z. B. Oatly) | 19 % | Aktuell voller Satz trotz ähnlicher Nutzung |
Sojadrink | 19 % | Kein ermäßigter Steuersatz |
Brot | 7 % | Reduzierter Satz für Grundnahrungsmittel |
Mineralwasser | 19 % | Kein Grundnahrungsmittel laut Gesetz |
Fleisch | 7 % | Reduzierter Satz trotz hoher Umweltfolgekosten |