Für den Privatkunden spielen die Zinssätze für Festgeld oder Tagesgeld eine wichtige Rolle. Dies gilt auch für die Beziehung von Banken zu ihren Kunden (C2B = Consumer-to-Business). Aber die Banken handeln auch Kredite untereinander bzw. leihen und verleihen Geld zu einem bestimmten Zinssatz. Der EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate) ist ein Referenzzinssatz, der in der Europäischen Union (EU) häufig zur Preisgestaltung von Finanzinstrumenten und zur Ermittlung der Kreditkosten verwendet wird. Er stellt den durchschnittlichen Zinssatz dar, zu dem eine Gruppe europäischer Banken einander auf dem Interbankenmarkt Kredite anbietet. Es handelt sich aber nicht um nur einen Zinssatz, sondern mehrere, je nach Laufzeit: Euribor 1 Woche, 1 Monat, 3 Monate und 12 Monate (Tabelle 1). Für den Finanzmarkt ist die 3 Monats Euribor Prognose für die nächsten Monate und Jahre wichtig.
Aktueller 3 Monats Euribor: Am 24. Juli 2024 stand der Referenzzinssatz bei 3,698%. Die erfolgte EZB-Leitzinssenkung und die am Markt erwarteten weiteren 2 Zinsreduktionen bis Ende 2024 hinterlassen ihre Spuren, der 3-M-Euribor fällt (Abbildung 2). Der Monatsmittelwert lag im Januar 2024 bei 3,925%, im Juni noch bei 3,725%.

Tab. 1: Euribor Zinssätze aktuell, 24. Juli 2024. Quelle: bundesbank.de

Euribor aktuell Zinssatz in %
1W 3,579
1M 3,598
3M 3,698
6M 3,652
12M 3,528

 

Entwicklung des EURIBOR

Wie haben sich die verschiedenen Geldmarktsätze entwickelt? In den folgenden Kapiteln sind die Verläufe der verschiedenen Sätze dargestellt.

1W

In der Abbildung 1 ist der Zeitverlauf des Geldmarktzinssatzes für 1 Woche seit 1999 dargestellt. Im September 2022 beendete der Euribor Wochengeld den langjährigen Ausflug im Minusbereich mit +0,42%. In den Folgemonaten gab es durch die Leitzinsanhebung der EZB einen deutlichen Zinsanstieg, der im Februar 2024 bei rund 3,8% konsolidiert.

EURIBOR 1 Woche Laufzeit Entwicklung 1999 - 2024
Abb. 1: Entwicklung des 1W-Euribor von 1999 – 2024. Quelle: bundesbank.de

3 Monats Euribor

Nachdem der 3 Monats Euribor in den ersten 10 Jahren dieses Jahrhunderts positiv war, ging es ab 2013 für einige Jahre in den negativen Bereich. In der Abbildung 2 ist der zeitliche Verlauf des 3-monatigen Geldmarktzinses seit 1999 dargestellt.

Euribor 3 Monate Entwicklung

Abb. 2: Entwicklung des 3-Monats-Euribor von 1999 – Juni 2024 (Monatsmittelwerte). Quelle: bundesbank.de

Diese Daten geben die Entwicklung des 3-Monats-EURIBOR vom 15. Januar 1999 bis zum April 2024 2023 wieder.
Von 1999 bis 2014 war der 3M-Euribor positiv, was auf ein konventionelles Zinsumfeld hindeutet. Ab Mitte 2015 ging es in den negativen Bereich über, was bedeutete, dass Kreditgeber für die Kreditaufnahme zahlten oder weniger als den Kapitalbetrag zurückerhielten. Dieses Phänomen ist oft eine Folge der Politik der Zentralbanken, die darauf abzielt, die Wirtschaftstätigkeit anzukurbeln, und ist im historischen Kontext eher ungewöhnlich.
Volatilität und starke Bewegungen: Es gab Zeiträume, in denen die Rate stark anstieg oder sank. Beispielsweise kam es im Jahr 1999 und auch im Zeitraum 2006–2007 zu einem starken Zinsanstieg, der der globalen Finanzkrise vorausging. Im Gegensatz dazu war während der Finanzkrise im Jahr 2008 ein starker Rückgang zu beobachten.
Von 2014 bis 2020 blieb die Rate im negativen Bereich und erreichte zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2020 nur -0,52. Es gab Krisenzeiten: Während der globalen Finanzkrise zwischen 2007 und 2008 kam es zu Schwankungen des 3M Euribor-Zinssatzes, die zunächst sprunghaft anstiegen und dann drastisch sanken. Während der europäischen Schuldenkrise (ca. 2010-2012) kommt es zu sichtbarem Stress mit erhöhten Zinsen im Vergleich zurzeit unmittelbar davor und danach.

In 2024 ist der Trend bisher ein rückläufiger 3 Monats Euribor: Von Januar 2024 mit 3,925%, geht es im Februar mit 3,923 %, März 3,923% auf 3,885% im April abwärts. Der Grund dafür sind die seit Anfang des Jahres abnehmenden Zinsfantasien am Markt. Und der Trend setzt sich auch in den Folgemonaten fort: im Mai 2024 fällt der Referenzzins auf 3,813% und im Juni auf 3,725%.

Die Entwicklung der letzten 4 Jahre: viel Dynamik.

  • 2021 bis Anfang 2022: Der 3-Monats-Euribor blieb in dieser Phase ziemlich konstant und im negativen Bereich. Er schwankte zwischen -0,55% und -0,58%.
  • Erste Hälfte 2022: Ab Anfang 2022 bis Juni 2022 stieg der Euribor stetig an. Von -0,56% im Januar stieg er auf -0,24% im Juni.
  • Zweite Hälfte 2022: Ab Juli 2022 bis Dezember 2022 erlebte der Euribor einen signifikanten Anstieg. Er bewegte sich von 0,04% im Juli auf 2,06% im Dezember. Dieser starke Anstieg zeigt, dass die Geldpolitik und die Erhöhung der Leitzinsen durch die EZB einen deutlichen Einfluss auf den Interbanken-Zinssatz hatten.
  • 2023: In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 setzte sich der Aufwärtstrend fort. Der 3-Monats-Euribor stieg von 2,35% im Januar auf 3,88% im September.
  • 2024: Der bisherige Verlauf ist eine Stagnation auf hohem Niveau

Die Daten zeigen eine klare Zunahme des 3-Monats-Euribor im Laufe des Jahres 2022 und 2023. Dies korreliert mit der Entscheidung der EZB, die Leitzinsen zu erhöhen, um die Inflation einzudämmen und die Wirtschaft zu stabilisieren. Ein Anstieg des Leitzinses kann dazu führen, dass Banken höhere Zinsen für kurzfristige Finanzierungen am Interbankenmarkt verlangen, was sich im Euribor widerspiegelt.

3 Monats Euribor aktuell im Chart

Wie hat sich der Referenzzinssatz bisher in 2024 entwickelt? Die Abbildung 3 zeigt die tägliche Entwicklung des 3-Monats-Euribor von Januar bis Juni 2024. Zu Beginn des Jahres, am 1. Januar, lag der 3-Monats-Euribor bei 3,905%. Während des Januars schwankten die Werte leicht, wobei sie bis zum Monatsende zwischen einem Minimum von 3,887% und einem Maximum von 3,97% lagen. Der Durchschnittswert für Januar betrug 3,922%.
Im Februar setzte sich der leicht schwankende Trend fort. Der Mittelwert für Februar betrug 3,924%. Diese kontinuierlichen Schwankungen zeigen, dass es keine extremen Ausschläge gab, sondern eine moderate Stabilität herrschte.
Im März blieb der Euribor zunächst stabil, doch gegen Ende des Monats sanken die Werte leicht. Der niedrigste Wert wurde am 25. März mit 3,886% gemessen, und der höchste Wert lag bei 3,94% am 13. und 20. März. Der durchschnittliche Wert für März war 3,918%.
Im April begann der Euribor eine deutliche Abwärtsbewegung. Von einem Anfangswert von 3,883% sank er bis auf ein Minimum von 3,825% am Monatsende. Der höchste Wert im April lag bei 3,923% am 12. April, was zeigt, dass der Rückgang überwiegend in der zweiten Monatshälfte erfolgte. Der Durchschnittswert für April betrug 3,889%.
Im Mai setzte sich der Abwärtstrend fort. Der Monat startete mit 3,853% und endete mit 3,785%. Der Mittelwert für Mai betrug 3,814%.
Juni zeigte einen fortlaufenden Rückgang, beginnend bei 3,782% und endend bei 3,711%. Der tiefste Wert wurde am 24. Juni mit 3,682% gemessen, und der höchste Wert lag am 26. Juni bei 3,722%. Der Durchschnitt für Juni betrug 3,718%.

Über den gesamten Zeitraum von Januar bis Juni 2024 zeigt der 3-Monats-Euribor einen leichten, aber stetigen Abwärtstrend. Der höchste Wert des gesamten Zeitraums lag bei 3,97% am 18. Januar und der niedrigste bei 3,682% am 24. Juni. Dieser Trend reflektiert möglicherweise eine insgesamt lockerere Geldpolitik oder verbesserte Liquiditätsbedingungen im Markt.

Entwicklung des 3 Monats Euribor in 2024

Abb. 3: 3 Monats Euribor aktuell und Entwicklung in 2024. Quelle: bundesbank.de

6 Monats Euribor

Die Entwicklung 6-Monats-EURIBOR in den Jahren 1999 bis 2024 zeigt eine Vielzahl von Höhen und Tiefen (Abbildung 4).

Zu Beginn im Jahr 1999 lag der 6-Monats-EURIBOR bei 3,09 Prozent und zeigte in den ersten Monaten des Jahres 2000 eine allmähliche Steigerung, erreichte aber im Jahr 2001 mit 4,68 Prozent einen Höhepunkt. Die Jahre 2002 bis 2006 sahen eine allgemeine Abwärtsbewegung, wobei der Zinssatz auf Tiefststände von 0,94 Prozent im Juni 2003 und 0,32 Prozent im Dezember 2003 sank.
Mit dem Beginn der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 stiegen die Zinssätze wieder an, erreichten im Juli 2008 mit 5,15 Prozent einen Höchststand, fielen dann jedoch drastisch ab, erreichten im November 2009 einen Tiefstand von 0,99 Prozent. In den folgenden Jahren blieb der 6-Monats-EURIBOR überwiegend negativ, insbesondere von 2015 bis 2022.
Ab Mitte 2022 begann der Zinssatz zu steigen und erreichte im Dezember 2022 2,56 Prozent. Bis zum Dezember 2023 stieg er weiter auf 3,927 Prozent an. Damit scheint der 6M-Referenzzinssatz seinen Zenit erreicht zu haben: Im Januar lag der Monatsdurchschnitt bei 3,892% und im Februar bei 3,901%.

Entwicklung des 6-M-EURIBOR

Abb. 4: Entwicklung des 6 Monats Euribor, 1999 – 2024. Quelle: bundesbank.de

Entwicklung 12 Monate

Der Euribor 12-Monats-Zinssatz, ein wichtiger Referenzzinssatz im europäischen Finanzwesen, durchlief seit seiner Einführung im Jahr 1999 eine Reihe von Höhen und Tiefen (Abbildung 5).
In den Anfangsjahren, zwischen 1999 und 2001, blieb der Zinssatz relativ stabil um die Marke von 3 bis 4 Prozent. Doch ab 2001 begann eine allmähliche Abwärtsbewegung, die bis 2003 anhielt. Diese Periode der Zinssenkungen war durch eine lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) geprägt, um wirtschaftliche Impulse zu geben und das Wachstum anzukurbeln.

Euribor 12 Monate Entwicklung im Chart

Abb. 5: Chart des Euribor 12-Monate von 1999 – 2024. Quelle: bundesbank.de

Die Jahre 2003 bis 2007 zeigten eine gewisse Stabilität mit einem durchschnittlichen Zinssatz von etwa 2 Prozent, bevor eine Phase der allmählichen Erhöhung einsetzte. Die EZB begann, ihre Geldpolitik anzupassen, was zu einem Anstieg des Euribor führte. Bis 2008 stieg der Zinssatz auf etwa 4,79 Prozent an.

Die Finanzkrise von 2008 markierte einen Wendepunkt. Die EZB reagierte mit drastischen Maßnahmen, um die Auswirkungen abzufedern. Der 12 M Euribor sank rapide und erreichte Ende 2008 den Tiefstand von 3,45 Prozent im Dezember, was hauptsächlich auf die Leitzinssenkungen der EZB zurückzuführen war. Diese tiefen Zinssätze blieben bis Anfang 2011 bestehen, als eine leichte Erholung einsetzte.

Die anschließenden Jahre bis 2019 waren von einer längeren Periode negativer Zinssätze geprägt, die die EZB als Mittel zur Stimulierung der Wirtschaft einsetzte. Diese Phase der Negativzinsen wirkte sich auf verschiedene Finanzbereiche aus und prägte die wirtschaftliche Landschaft in Europa.

Ab 2022 begann die EZB jedoch, ihre Geldpolitik anzupassen, was zu einem spürbaren Anstieg des Euribor führte. Die Leitzinserhöhungen der EZB ab diesem Zeitpunkt hatten direkte Auswirkungen auf den Euribor 12-Monats-Zinssatz, der bis zum November 2023 auf einem Niveau von über 4 Prozent blieb. Seit Dezember 2023 geht es wieder abwärts: mit 3,679% und im Januar 2024 mit 3,609% und im Februar 2024 mit 3,671%.

Insgesamt spiegelt die Entwicklung des Euribor 12-Monats-Zinssatzes die verschiedenen Phasen der Geldpolitik der EZB und die sich ändernden wirtschaftlichen Bedingungen in Europa wider. Von stabilen Zeiten bis hin zu dramatischen Schwankungen war die Reise dieses Zinssatzes ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Herausforderungen und Anpassungen in der Eurozone.

EURIBOR Prognose für 2024, 2025 und 2026

Für Kreditinstitute spielt die zukünftige Entwicklung des Interbankenzinssatzes eine wichtige Rolle. In der Abbildung 6 haben wir die Prognosen ausgewählter Institute dargestellt.

Prognosen zum 3 Monats Euribor für 2024 und 2025

Abb. 6: Prognosen zum Euribor 3-Monate für Quartale 2024 u. 2025 (Auswahl), s. Tabelle 2. Quellen s. Text

Die Prognosen der Banken für den 3-Monats-Euribor Zinssatz in den kommenden Quartalen 2024 und 2025 zeigen interessante Trends und Unterschiede. Eine detaillierte Analyse der Vorhersagen von Commerzbank, LBBW, Erste Group, Raiffeisen AT und HeLaBa verdeutlicht eine allmähliche Senkung des Zinssatzes im Verlauf der kommenden Quartale.

Zweites Quartal 2024
Im zweiten Quartal 2024 zeigen die Prognosen eine hohe Übereinstimmung, mit Werten zwischen 3,50 % (HeLaBa) und 3,79 % (Erste Group). Der durchschnittliche Wert liegt bei etwa 3,67 %, was auf eine relativ stabile und hohe Zinserwartung für diese Periode hinweist. Dies deutet darauf hin, dass die Banken kurzfristig keine signifikanten Zinssenkungen erwarten.

Drittes Quartal 2024
Für das dritte Quartal 2024 sind die Prognosen leicht rückläufig. Die Commerzbank erwartet einen Wert von 3,50 %, während die HeLaBa mit 3,30 % den niedrigsten Wert prognostiziert. Die Erste Group und Raiffeisen AT liegen mit 3,40 % bzw. 3,45 % im Mittelfeld. Der durchschnittliche Wert sinkt hier auf etwa 3,41 %, was auf erste Anzeichen einer Zinsentspannung hinweist.

Viertes Quartal 2024
Im vierten Quartal 2024 setzen sich die prognostizierten Senkungen fort. Die Commerzbank und Raiffeisen AT erwarten einen Zinssatz von 3,25 %, LBBW prognostiziert 3,15 %, und die HeLaBa liegt mit 3,05 % und Erste Group sehen mit 3,09 % einen niedrigere Werte voraus.

Erstes Quartal 2025
Für das erste Quartal 2025 gehen die Meinungen der Banken deutlich auseinander. Die Commerzbank und Raiffeisen AT prognostizieren Werte von 3,00 % bzw. 3,05 %, während die HeLaBa mit 2,75% und die Erste Group mit 2,86% wieder niedrigere Zinssätze erwartent.

Fazit

Insgesamt lässt sich aus diesen Prognosen ableiten, dass die Banken und Marktteilnehmer bis Mitte 2024 einen rückläufigen Trend im 3-Monats Euribor erwarten. Die Unsicherheiten nehmen jedoch im weiteren Verlauf zu, wobei die Prognosen im vierten Quartal 2024 und Anfang 2025 auseinandergehen. Dies spiegelt die Komplexität der Faktoren wider, die die Zinsentwicklung beeinflussen, und zeigt die Herausforderungen bei der Vorhersage langfristiger Finanzmärkte auf.

Prognose Überblick Tabelle

In der Tabelle 2 sind die Prognosen verschiedener Marktteilnehmer zusammengestellt.

Tab. 2: Überblick der Prognosen zum 3-Monats Euribor verschiedener Marktakteure

Prognose vom Mai 2024 04.06.2024 10.06.2024 10.06.2024 28.06.2024
Prognose zum Commerzbank LBBW Erste Group Raiffeisen AT HeLaBa
3Q 2024 3,50 3,35 3,40 3,45 3,30
4Q 2024 3,25 3,15 3,09 3,25 3,05
1 Q 2025 3,00 2,86 3,05 2,75
2 Q 2025 3,00 2,70 2,64

Bundesbank

Auch die Bundesbank gibt 2mal jährlich eine Vorhersage über verschiedene Referenzzinsen an (Tabelle 3). Ähnlich wie andere Researcher geht auch die BuBa von fallenden Zinsen aus. Für 2024 erwartet sie den 3-Monats-Euribor bei 3,60%, in 2025 bei 2,80% und in 2026 bei 2,50%. Die Bundesbank rechnet damit für 2026 mit Leitzinsen über 2%.

Tab. 3: Prognose der Bundesbank zum 3M-Euribor von Juni 2024. Quelle: bundesbank.de

Jahr 2024 2025 2026
3-Monats-Euribor Prognose [%] 3,60 2,80 2,50

EZB-Prognose von den Experten des Eurosystems

Die EZB gibt in ihren makroökonomischen Projektionen vom 06.06.2024 für den 3-Monats-Euriborfür 2024 einen Mittelwert von 3,6%, für 2025 von 2,8% und für 2026 2,5% an (Tabelle 4). Die Prognose der Notenbank geht damit von einem deutlichen Rückgang des Zinssatzes von 2024 nach 2025 aus. Aber nur eine geringe Zinsabnahme um 0,3% von 2025 bis 2026. Interessant ist, dass die aktuelle Prognose gegenüber der Prognose vom März 2024 (die Werte in der Klammer) höhere Zinssätze vorhersagt.

Tab. 4: Makroökonomischen Prognose der EZB zum 3-Monats-Euribor vom 6. Juni 2024. Quelle: ecb.europa.eu

Jahr 2024 2025 2026
3-Monats-Euribor Prognose [%] 3,6 (3,4) 2,8 (2,4) 2,5 (2,4)

Die SEB erwartet einen kontinuierlichen Rückgang des 3M-Euribor auf 3,67% im 2. Quartal 2024, dann ein Wert von 3,45% für das 3. Quartal und zum Jahresende 2024 wird ein Rückgang auf 2,99%. Für das 1. Quartal 2025 prognostiziert die SEB den Zins bei 2,77% (Tabelle 5).

Tab. 5: Prognose der SEB zum 3-Monats-Euribor (Prognosedatum 2. April 2024). Quelle: seb.com

2Q2024 3Q2024 4Q2024 1Q2025
3,67% 3,45% 2,99% 2,77%

Vorhersage der Survey of Monetary Analysts

Die aktuellen Ergebnisse der Survey of Monetary Analysts sind in der Tabelle 6 angegeben. Im Juli 2024 sehen die Analysten den 3M-Euribor bei 3,65%, Ende 2024 bei 3,20%, Ende 2025 bei 2,42%. Im 4. Quartal 2026 rechnen die SMA mit einem Zins von 2,40%, im 4. Quartal 2027 bei 2,35%. Für 2028 wird mit der Prognose von 2,33% nur mit einer geringen Veränderung gegenüber dem Vorjahr gerechnet. Die befragten Marktteilnehmer sagen eine kontinuierliche Abnahme des 3-Monats- Euribor von 2024 bis 2028 voraus.

Tab. 6: Prognose der Survey of Monetary Analysts, Stand Juni 2024. Angegeben ist der Median in Prozent. Datenquelle: ecb.europa.eu.

Vorhersage zu Euribor Prognose (Median in %)
Juli 2024 3,65
September 2024 3,45
Oktober 2024 3,36
Dezember 2024 3,20
Januar 2025 3,15
März 2025 2,95
April 2024 2,89
2025Q2 2,70
2025Q3 2,52
2025Q4 2,42
2026Q1 2,40
2026Q2 2,40
2026Q3 2,40
2026Q4 2,40
2027Q1 2,35
2027Q2 2,34
2027Q3 2,35
2027Q4 2,35
2028 2,33

In der Abbildung 7 ist die Entwicklung des 3M Euribor grafisch dargestellt.

SMA Prognose zum 3 Monats Euribor

Abb. 7: Prognose der Survey of Monetary Analysts zum 3 Monats Euribor jeweils zum Quartalsende (Stand 10. Juni 2024). Quelle: ecb.europa.eu

Prognose der Professional Forecasters (PFs)

Gegenüber ihrer Juli 2023 Prognose haben die Marktteilnehmer ihre Vorhersage leicht erhöht (Tabelle 7).

Tab. 7: Prognose der Professional Forecasters, Stand 27.10.2023. Angegeben ist der Median in Prozent. Datenquelle: ecb.europa.eu.

Zeitpunkt Prognose 3M-Euribor
2023 3,40%
2024 3,70%
2025 3,10%

Die PFs prognostizieren als einzige für 2024 einen deutlich höheren Zins für den 3M-Euribor als für 2023 und 2025. Dies ist relativ gemeint, da andere Markteilnehmer, wie z. B. die Commerzbank oder die Oberbank für 2024 4,0% vorhersagen.

Wie wird der Euribor® berechnet?

Berechnung: Der EURIBOR wird täglich vom European Money Markets Institute (EMMI) auf der Grundlage von Eingaben einer Gruppe großer Banken in der Eurozone berechnet. Diese Banken geben Schätzungen der Zinssätze ab, die sie für die Ausleihe ungesicherter Mittel an andere Banken für verschiedene Laufzeiten anbieten würden, die bis zu 12 Monaten reichen.

Umgangssprachlich wird oft nur vom „EURIBOR-Zinssatz“ gesprochen. Dabei gibt es tatsächlich mehrere verschiedene Sätze, je nach Laufzeit: EURIBOR-Zinssätze werden für verschiedene Laufzeiten veröffentlicht, die unterschiedliche Zeiträume abbilden. Jede Laufzeit spiegelt die geschätzten Kreditkosten für den angegebenen Zeitraum wider. Zu den am häufigsten verwendeten Laufzeiten gehören:

  • Overnight (O/N): Der Overnight-EURIBOR-Satz stellt den Zinssatz für unbesicherte Kredit- und Kreditgeschäfte mit einer Laufzeit von einem Geschäftstag dar.
  • Eine Woche (1W): Der einwöchige EURIBOR-Satz spiegelt die geschätzten Kreditkosten für unbesicherte Transaktionen mit einer Laufzeit von einer Woche wider.
  • Ein Monat (1M): Der Einmonats-EURIBOR-Satz stellt die geschätzten Kreditkosten für unbesicherte Transaktionen mit einer Laufzeit von einem Monat dar.
  • Drei Monate (3M): Der Dreimonats-EURIBOR-Satz gibt die geschätzten Kreditkosten für unbesicherte Geschäfte mit einer Laufzeit von drei Monaten an.
  • Sechs Monate (6M): Der Sechsmonats-EURIBOR-Satz stellt die geschätzten Kreditkosten für unbesicherte Transaktionen mit einer Laufzeit von sechs Monaten dar.
  • Zwölf Monate (12M): Der Zwölfmonats-EURIBOR-Satz spiegelt die geschätzten Kreditkosten für unbesicherte Transaktionen mit einer Laufzeit von zwölf Monaten wider.

Einflussfaktoren auf Prognosen der Euro Interbank Offered Rate

Die Faktoren, die die Euro Interbank Offered Rate beeinflussen sind komplex. Entsprechend sind Prognosen auf den Euribor schwierig, da bereits jede Einflussgröße eine hohe Variabilität aufweist.
Die Europäische Zentralbank (EZB) spielt eine entscheidende Rolle bei der Prognose des Euribor-Zinssatzes. Die EZB legt die Geldpolitik für die Eurozone fest und nutzt Instrumente wie Zinsänderungen, Offenmarktgeschäfte und quantitative Lockerung, um die Inflation zu steuern und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Entsprechend bekommt der Zinsentscheid auf den EZB-Sitzungen immer besondere Aufmerksamkeit. Änderungen der Leitzinsen der EZB, insbesondere des Hauptrefinanzierungssatzes, können sich direkt auf den Euribor-Satz auswirken. Hier ist eine Übersicht der Prognosen zu den EZB-Leitzinsen zu finden.
Natürlich ist auch die Nachfrage und das Angebot an Mitteln auf dem Interbankenmarkt besonders wichtig. Wenn Banken über überschüssige Liquidität verfügen, ist der Euribor-Satz tendenziell niedriger, da die Banken um die Verleihung ihrer überschüssigen Mittel konkurrieren. Umgekehrt kann der Euribor-Satz aufgrund höherer Kreditkosten steigen, wenn es bei Banken zu Liquiditätsengpässen oder einer erhöhten Nachfrage nach Mitteln kommt.

Für Prognosen sind auch die gesamtwirtschaftlichen Bedingungen wie BIP-Wachstum, Arbeitslosenquote, Inflationsrate sowie Verbraucher- und Geschäftsvertrauen wichtig. Positive Wirtschaftsindikatoren können zu niedrigeren Euribor-Sätzen führen, was auf ein günstigeres Kreditumfeld hindeutet. Umgekehrt können schwächere Wirtschaftsindikatoren aufgrund einer erhöhten Risikowahrnehmung und höheren Kreditkosten zu höheren Euribor-Sätzen führen.
Die Kreditwürdigkeit und das wahrgenommene Risiko von Banken, die am Interbanken-Kreditmarkt teilnehmen, können den Euribor-Satz beeinflussen. Wenn Bedenken hinsichtlich der finanziellen Gesundheit bestimmter Banken oder der Stabilität des Bankensystems insgesamt bestehen, kann dies dazu führen, dass höhere Risikoprämien auf den Euribor-Zinssatz aufgeschlagen werden und die mittelfristigen Euribor Prognosen für 2023, 204 und 2025 konterkarieren.

Generelle Informationen

Der EURIBOR dient als Referenzzinssatz für eine Vielzahl von Finanzprodukten, wie z. B. Hypotheken mit variablem Zinssatz, gewerbliche Kredite und Derivate. Es stellt einen Maßstab dar, anhand dessen die Zinssätze für diese Instrumente ermittelt werden können.

EURIBOR-Sätze sind öffentlich zugänglich und werden Finanzinstituten, Marktteilnehmern und der breiten Öffentlichkeit umfassend zur Verfügung gestellt. Diese Transparenz trägt dazu bei, die Glaubwürdigkeit und Integrität des Referenzzinssatzes sicherzustellen.

Ist der EURIBO reguliert? Als Reaktion auf den Manipulationsskandal um wichtige Referenzzinssätze, darunter den LIBOR (London Interbank Offered Rate), führte die EU 2016 die EU-Benchmark-Verordnung (BMR) ein. Die Verordnung zielt darauf ab, die Governance und Integrität von Benchmarks wie dem EURIBOR zu verbessern.

Wie wirken sich Änderungen des Zinssatzes aus?  Änderungen der EURIBOR-Zinssätze beeinflussen die Kreditkosten für Finanzinstitute und wirken sich auf die Zinssätze aus, die Verbrauchern und Unternehmen angeboten werden. Wenn die EURIBOR-Zinssätze steigen, wird die Kreditaufnahme für Banken in der Regel teurer, was zu höheren Kreditzinsen für Kredite und Hypotheken führt.

Manipulation

Es gab Fälle von Manipulation des EURIBOR-Zinssatzes, ähnlich den Manipulationsskandalen, die es bei anderen Referenzzinssätzen wie dem LIBOR (London Interbank Offered Rate) gab. Die Manipulation des EURIBOR kam während der globalen Finanzkrise Ende der 2000er Jahre und anschließender Untersuchungen der Aufsichtsbehörden ans Licht.

Hier sind einige wichtige Punkte im Zusammenhang mit der Manipulation des EURIBOR:

Ermittlungen und Bußgelder: Aufsichtsbehörden, darunter die Europäische Kommission und nationale Finanzaufsichtsbehörden, führten Untersuchungen zur Manipulation des EURIBOR durch. Es wurde festgestellt, dass mehrere Banken an der Manipulation des Zinssatzes beteiligt waren, indem sie falsche oder ungenaue Daten übermittelten, um die Benchmark zu beeinflussen. Infolgedessen mussten diese Banken mit erheblichen Geldstrafen und rechtlichen Konsequenzen rechnen.

Absprachen und falsche Eingaben: Bei der Manipulation handelte es sich um Absprachen zwischen Händlern und Einreichern der teilnehmenden Banken, die versuchten, den EURIBOR-Satz zu ihrem eigenen Vorteil zu beeinflussen. Sie manipulierten die Einreichungen, indem sie die Zinssätze entweder künstlich erhöhten oder senkten, um von ihren Handelspositionen zu profitieren oder eine falsche Vorstellung von der finanziellen Gesundheit ihres Instituts zu erzeugen.

Regulierungsreformen: Die Manipulationsskandale um Referenzzinssätze, einschließlich EURIBOR, haben die Notwendigkeit einer verstärkten Regulierungsaufsicht und Reformen deutlich gemacht. Die Behörden haben Maßnahmen zur Verbesserung der Governance und Integrität von Referenzzinssätzen umgesetzt, beispielsweise die EU-Benchmark-Verordnung (BMR), die Anforderungen an Benchmark-Administratoren, Beitragszahler und Aufsichtsbehörden festlegt.

Schadensersatz und rechtliche Schritte: Nach den Manipulationsaufdeckungen haben verschiedene von den verzerrten EURIBOR-Sätzen betroffene Einzelpersonen, Unternehmen und Organisationen rechtliche Schritte eingeleitet, um eine Entschädigung für die durch die künstlich beeinflussten Zinssätze entstandenen Verluste zu verlangen. Bei diesen Klagen handelte es sich sowohl um Einzelklagen als auch um Sammelklagen.

Übergang zu alternativen Zinssätzen: Die Manipulationsskandale sowie der allgemeine Bedarf an robusteren Referenzzinssätzen führten zu weltweiten Bemühungen, von den Interbank Offered Rates (IBORs) auf alternative risikofreie Zinssätze (RFRs) umzusteigen. In der Eurozone wurde der Euro Short-Term Rate (€STR) als Ersatz für den EURIBOR identifiziert, da er auf tatsächlichen Transaktionen basiert und die Übernachtkreditkosten im Euroraum widerspiegelt.

Alternative Zinssätze: Im Rahmen der weltweiten Bemühungen zur Abkehr von den von Interbanken angebotenen Zinssätzen, einschließlich EURIBOR und LIBOR, die auf unbesicherter Kreditvergabe basieren, wurden alternative risikofreie Zinssätze entwickelt. In der Eurozone wurde der Euro Short-Term Rate (€STR) als risikofreier Zinssatz für den Euroraum festgelegt. Auf der Seite €STR aktuell wird dieser Zinssatz beschrieben.

Begriff bzw. Definition

Der Euribor-Zinssatz, der für Euro Interbank Offered Rate steht, ist ein Referenzzinssatz, der in der Eurozone zur Bestimmung der Zinssätze für verschiedene Finanzinstrumente wie Kredite, Hypotheken und Derivate verwendet wird.

Literatur und Quellangaben

Oberbank – https://www.oberbank.at/

Commerzbank – Research

ERSTE Group

EZB Projektionen

HeLaBa – Wochenvorschau

IKB Barometer

https://www.raiffeisen.at/internetwertpapiere/de

Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau

EZB Projektionen

LBBW Kapitalmarktkompass

Becchetti F., et al., 2011: The Determinants of Euribor Panel Bank Quotes (Journal of Banking & Finance, 2011)

Read, Oliver & Beißer, J., 2020: Die Reform der Referenzzinssätze EONIA und EURIBOR. Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft, vol. 32, no. 5, 2020, pp. 304-316. Link.

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