Prognose des EZB Leitzins für 2023, 2024, 2025 bis 20230, wegen Zinserhöhung in Q4 2023 bei 3,5%?
Der Leitzinssatz hat enorme Bedeutung für die Finanzmärkte und ist praxisrelevant beispielsweise für Bauherren. Da an den Finanzmärkten die Zukunft gehandelt wird, ist die EZB Leitzins Prognose für 2023 und 2024 von ganz besonderer Bedeutung. Entsprechend bemüht sich der Finanzmarkt um realistische Voraussagen. Die Kommunikation der EZB auf ihren Pressekonferenzen spielt dabei eine besondere Rolle. Die Marktteilnehmer versuchen aus dem Sitzungs-Kommuniqué die zukünftigen Leitzinssätze abzuleiten. Entsprechend wichtig sind sowohl die EZB-Sitzungen als auch die FED-Termine für die Finanzmärkte. Wie schätzen die Marktteilnehmer und die Survey of Monetary Analysts die Höhe der Leitzins von 2023 bis 2030 ein? Die Prognosen 2023 sind in Tabelle 1 und 2 angegeben. Wo stehen die EZB Leitzinsen zum Jahresende 2023 – bei 3,0%, 3,25% oder doch bei 3,50%? Aktuell signalisieren mehrere EZB Direktoriumsmitglieder Zinserhöhungen von 0,5% in 2023.
Unsere EZB Leitzinsprognose für 2. Februar 2023 Meeting: Zinserhöhung +0,5%
Inhaltsübersicht
Prognose
Zentralbanken treffen Zinsentscheidungen in der Regel auf der Grundlage wirtschaftlicher Kennzahlen wie Inflation, Arbeitslosenquote und Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Entwicklung diese Einflussfaktoren wird entscheidend sein, um den EZB-Leitzins in 2023, 2024 oder 2030 vorherzusagen. Die Inflation soll bis 2025 über dem Ziel bleiben. Die Aufwärtsrevision der Preiswachstumserwartungen könnte nur die Spitze des Eisbergs sein, da Lagarde wiederholte, dass die Risiken für die Inflationsaussichten nach oben bestehen. Es ist aktuell kaum möglich, die Entwicklung auch nur eines Einflussfaktors mit hinreichender Güte für einen Zeitraum außerhalb der „Sichtweite“ zu prognostizieren. Deshalb gilt: je länger der Prognosehorizont, desto schwächer die Voraussage. In den folgenden Darstellungen geht es ausschließlich um den Hauptrefinanzierungssatz, den “Leitzins”.
EZB Leitzins Prognose 2023: mehrere Zinserhöhungen um 0,5%?
TOP News
25.01.2023 HeLaBa Tagesausblick: “Schon in der nächsten Woche werden die Leitzinssätze wohl um weitere 50 Basispunkte erhöht. Ein solider ifo-Index würde diese Erwartungen untermauern und darüber hinaus auch für März 50 Basispunkte als wahrscheinlich erscheinen lassen.” Quelle: helaba.de.
24.01.2023 EZB Ratsmitglied Gediminas Simkus fordert in einem Interview mehrere Leitzinsanhebungen von 0,50%. Der Notenbank Präsident von Lettland begründet seine Forderung mit hohen Lohnabschlüssen und hohen Inflationserwartungen. Quelle: yahoo.com.
24.01.2023 EZB Direktoriumsmitglied Fabio Panetta (Italien) insistiert auf Leitzinsänderungen nur nach Datenlage. Er erteilt Vorabfestlegungen von Zinsschritten ab März eine Absage. Ab März sollte eine Forward Guidance bezogen auf Leitzinsänderungen nur noch nach den aktuellen Wirtschafts- und Inflationsaussichten, sowie der Entwicklung von Zweitrundeneffekten getroffen werden. Quelle: ecb.europa.eu.
19.01.2023 EZB Direktoriumsmitglied Knot sagt im CNBC Interview, dass der Markt Zinserhöhungen falsch bewertet und erwartet, dass weitere kommen werden:
“Das meiste, was wir abdecken müssen, werden wir in einem konstanten Tempo von mehreren 50-Basispunkten-Anhebungen abdecken…..
Wo diese Art von Erhöhungen um 50 Basispunkte enden wird, kann ich nicht vorher sagen, aber es ist sehr klar, dass unsere Präsidentin in ihren Formulierungen den Plural verwendet hat, ich verwende hier den Plural. Es wird also nicht nach einer einzigen 50-bps-Wanderung aufhören, das ist sicher.”
10. Januar 2023 EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat auf dem Internationales Symposium zur Unabhängigkeit der Zentralbank, Sveriges Riksbank, Stockholm am 10.01.2023 klargestellt, dass weitere Zinsanhebungen nötig sind: Nach Meinung der EZB sind deutliche höhere Leitzinsen nötig, um die Inflation auf das mittelfristige Ziel von 2 % zu drücken. Quelle: ecb.europa.eu.
Wo steht der Leitzins in 2023? Welchen Stand der Leitzinsen von Marktteilnehmer erwartet wird, ist in der Tabelle 1 zusammengefasst. Die Analysten der Banken und Finanzorganisationen erwarten zwar etwas unterschiedliche Zinsschritte, aber 3,0% scheint mehrheitlich erwartet zu werden.tuell keine weiteren Zinsschritte Es ist davon auszugehen, dass mit zunehmender Zeit die Unsicherheit der Voraussagen deutlich zunimmt. Für 2023 sollte die Prognosengüte dagegen relativ hoch sein. Für die Survey of Monetary Analysts erfolgt im Februar 2023 eine Anhebung des Leitzinses auf 2,75 %, gefolgt von einem 0,25 % Zinsschritt im März auf 3,0 % (Tabelle 2).
Tab. 1: EZB-Leitzinsprognose 2023 verschiedener Marktteilnehmer. Quellen: s. Text
Institut/Analyst | EZB-Leitzinsprognose 2023 |
AMB AMRO | 2,5% in Q1 2023 |
Beerenberg | 3,5% |
Bloomberg Konsens | 2,90% |
Commerzbank | 3% |
Deutschen Bank | 3,5% in Q1 2023 |
ECB Survey | 2,7% Durchschnitt, 3,0% Q4 2023 |
Fitch Ratings | 3% zum Jahresende 2023 |
ING | 3% |
M. M. Warburg | 3% |
Trading Economics | 3% in Q1 2023 |
Die EZB-Leitzins Prognose der Commerzbank liegt für 2023 durchgängig für alle Quartale bei 3,0 % (Stand vom 27.11.2022).
Von der Deutschen Bank sieht den Leitzins in Europa im März 2023 bei 3,5% (6-Monats Prognose vom 7. Dezember 2022).
M. M. Warburg rechnet für 2023 mit 3,0%, Link. Die Beerenberg Bank erwartet den Spiotzenzinssatz der EZB in 2023 bei 3,5%.
Die AMB AMRO sieht den Leitzins im 1. Quartal 2023 bei 2,50 %, dann keine weitere Erhöhung und zum Ende 2023 erste Leitzinssenkungen.
Fitch Ratings erwartet auf den Sitzungen im Februar und März 2023 eine Zinsanhebung um jeweils 25 Basispunkte. Den Hauptrefinanzierungssatz pronostizieren die Analysten bis zum Ende des Jahres 2023 bei voraussichtlich 3 % verbleibend. Vor diesem Hintergrund glaubt das Research Team, dass die Zentralbanken in den kommenden Monaten entschlossener werden, die Zinssätze weiter auf „restriktive“ zu erhöhen. Tatsächlich haben die jüngsten Kommentare der Zentralbanken betont, dass die Risiken einer „übermäßigen Straffung“ der Geldpolitik auf kurze Sicht durch die Risiken einer nicht ausreichenden Straffung aufgewogen werden und eine stärkere Verfestigung der Inflation zuzulassen.
Prognose der Survey of Monetary Analysts für den EZB-Leitzins 2023
Die EZB orientiert sich mit ihrer Zinspolitik eng an den Vorhersagen der Survey of Monetary Analysts. In der Tabelle 2 sind die von der Redaktion angepassten Erwartungen für 2023 wiedergegeben. Der Leitzins wird zum Ende 2023 bei 3,0 % gesehen.
Tab. 2: Prognose der Survey of Monetary Analysts für den EZB-Leitzins 2023. Angegeben ist der Median in Prozent. Datenquelle: ecb.europa.eu. Daten angepasst. Erklärung siehe Text weiter unten.
Datum | Leitzins [%] |
01.2023 | 2,50 |
02.2023 | 2,75 |
03.2023 | 3,00 |
04.2023 | 3,00 |
05.2023 | 3,00 |
06.2023 | 3,00 |
07.2023 | 3,00 |
08.2023 | 3,00 |
09.2023 | 3,00 |
Q4-2023 | 3,00 |
Der Spitzenleitzins liegt bei 3,0%.
Prognose 2024
Für 2024 erwarten die Survey of Monetary Analysts eine Zinsreduktion von 3,0 % im 1. Quartal auf 2,75 % im 4. Quartal (Tabelle 3).
Tab. 3: EZB-Leitzins Prognose 2024 der SMA. Median in Prozent. Datenquelle: ecb.europa.eu.
Datum | Leitzins [%] |
Q1-2024 | 3,00 |
Q2-2024 | 2,88 |
Q3-2024 | 2,88 |
Q4-2024 | 2,75 |
Die Commerzbank sieht den Leitzins im 1, Quartal 2024 bei 3,0%.
2025
Die Survey of Monetary Analysts prognostizieren den EZB Leitzinssatz durchgängig für alle Quartale in 2025 bei 2,5% (Tabelle 4).
Tab. 4: Prognose der Survey of Monetary Analysts für den EZB-Leitzins 2024. Angegeben ist der Median in Prozent. Datenquelle: ecb.europa.eu. Daten angepasst. Erklärung siehe Text.
Datum | Leitzins [%] |
Q1-2025 | 2,50 |
Q2-2025 | 2,50 |
Q3-2025 | 2,50 |
Q4-2025 | 2,50 |
2026
In 2026 sehen die Survey of Monetary Analysts den EZB-Leitzins wie schon im Vorjahr bei 2,50% (Tabelle 5).
Tab. 5: Prognose der Survey of Monetary Analysts für den EZB-Leitzins 2024. Angegeben ist der Median in Prozent. Datenquelle: ecb.europa.eu. Daten angepasst. Erklärung siehe Text.
Datum | Leitzins [%] |
Q1-2026 | 2,50 |
Q2-2026 | 2,50 |
Q3-2026 | 2,50 |
Q4-2026 | 2,50 |
2030
Die Prognose für 2030 ähnelt dem Wahrsagen aus dem Kaffeesatz. Zu viele Einflussfaktoren und mögliche Black Swan Ereignisse können den EZB-Leitzins um Prozentpunkte beeinflussen. In einem Basisszenario geht die Redaktion von einem möglichen Leitzins zwischen 1% – 3% aus. Die monetären Aufwendungen für den Umbau der Europäischen Wirtschaft hin zu einer CO2 emissionsarmen und weitgehend klimaschonenden Produktion sind hoch. Auch die Reduktion und Verlagerung der globalen Lieferketten wird die Produkte relativ gegenüber den 2010er Jahren teurer belassen. Deshalb dürfte die Inflation nicht wieder auf Werte unter 1 % bis 2 % fallen und ein entsprechendes Leitzinsniveau gewährleisten.
Die Survey of Monetary Analysts sehen den EZB Leitzins auf lange Sicht (ohne explizit 2030 zu erwähnen) bei 2,38 %
Survey of Monetary Analysts
Die EZB befragt ausgewählte Finanzinstitute zur künftigen Entwicklung verschiedener Einflussfaktoren auf die Geldpolitik. Dabei geht es auch um die EZB-Leitzinsprognose für 2023 – 2026. Die Umfrage wird als „Survey of Monetary Analysts (SMA)“ bezeichnet. Die Ergebnisse der Umfrage werden am auf die EZB-Sitzung folgenden Freitag veröffentlicht.
Die Befragung erfolgt achtmal pro Jahr. Ziel des Survey ist regelmäßig und systematisch Informationen über die Erwartungen der Marktteilnehmer über die zukünftige Entwicklung der geldpolitischen Instrumente und Initiativen aufgrund der von der von der EZB bereits angekündigten Maßnahmen zu ermitteln.
Die Umfrageteilnehmer werden aus Finanzinstituten ausgewählt, die an den Marktkontaktgruppen der EZB teilnehmen (d. h. den Geldmarkt-, Rentenmarkt- und Devisenkontaktgruppen). Die Auswahl der Umfrageteilnehmer basiert auf der Erfüllung der folgenden Kriterien: Marktrelevanz, geografische Diversität, Verpflichtung zur regelmäßigen Teilnahme an nachfolgenden Umfragerunden und ob die Institution in dem befragten Bereich aktiv ist.
Für die Umfrage werden diese Institute befragt:
Amundi | Caixabank | LBBW |
Bank of Ireland | Citigroup | Mediobanca |
Barclays | Commerzbank | Morgan Stanley |
Bayerische Landesbank | Credit Agricole CIB | Muzinich |
BBVA | Deutsche Bank | Nordea |
Belfius Bank | DZ Bank | Société Générale |
Blackrock | Erste Bank | State Street |
BNP Paribas | Goldman Sachs | Unicredit |
BPCE/Natixis | ING | Union Investment |
Caixa Geral de Depositos | Intesa Sanpaolo |
Literatur
Bran C., Hutchinson J., 2022: The ECB survey of Monetary Analysts: an introduction. Economic Bulletin Articles, European Central Bank, Vol. 8. Link
Horst, M., Stempel, D., Neyer, U. 2022: Die EZB muss die Inflation glaubwürdiger bekämpfen. Wirtschaftsdienst 102, 426–429. Link zum Text.