EZB Leitzins PrognoseDer Leitzinssatz hat enorme Bedeutung für die Finanzmärkte und ist praxisrelevant für Bauherren. Da an den Finanzmärkten die Zukunft gehandelt wird, ist die EZB Leitzins Prognose für 2023 und 2024 von ganz besonderer Bedeutung. Entsprechend bemüht sich der Finanzmarkt um realistische Voraussagen. Die Kommunikation der EZB auf ihren Pressekonferenzen spielt dabei eine besondere Rolle. Die Marktteilnehmer versuchen aus dem Sitzungs-Kommuniqué die zukünftigen Leitzinssätze abzuleiten. Entsprechend wichtig sind sowohl die EZB-Sitzungen als auch die FED-Termine für die Finanzmärkte. Wie schätzen die Marktteilnehmer und die Survey of Monetary Analysts die Höhe der Leitzins von 2023 bis 2030 ein? Die Prognosen 2023 sind in Tabelle 1 und 2 angegeben.  Wo stehen die EZB Leitzinsen zum Jahresende 2023: bei 4,50% oder bei 4,75%? Erfolgt die erste Zinssenkung 2024?

Die EU-Kerninflationsrate lag im September bei 4,6%. Aktuell gibt es von den EZB-Direktoriumsmitgliedern keinen Hinweis auf eine Zinsentscheidung für die Dezember-Sitzung

Info

EZB-Leitzinsprognose für das Meeting im Dezember 2023 : Marktkonsens ist Zinspause, die EZB wird aber kurzfristig, datenabhängig entscheiden

 

21. November 2023 Christine Lagarde, die EZB-Präsidentin, betont auf dem vom Bundesfinanzministerium veranstalteten Economic Dialogue: „Inflation kills democracy“: “Deshalb haben wir Leitzinsen bei unserer letzten Sitzung auf ihrem aktuellen Niveau belassen. Und auf Grundlage unserer aktuellen Beurteilung sind wir der Auffassung, dass sich die EZB-Leitzinsen auf einem Niveau befinden, das – wenn es lange genug aufrechterhalten wird – einen erheblichen Beitrag dazu leisten wird, dass die Inflation zeitnah zu unserem mittelfristigen Ziel zurückgeführt wird.”

Hier eine Auswahl aktueller Vorhersagen:

Tab. 1: Aktuelle Prognosen 2023 für EZB-Leitzinsen ( ReFi-Satz = Hauptrefinanzierungssatz). Quellen: commerzbank.de, deutsche-bank.de, diw.de, think.ing.com, oecd.org, s. Quellenangaben am Seitenende.

Prognose von Prognose Datum Prognose zu Q4 2023
Commerzbank 01.12.2023 4,50%
DekaBank 17.11.2023 4,50%
Deutsche Bank 25.09.2023 4,50%
DiW 07.09.2023 4,50%
Erste Group 25.10.2023 4,50%
Gemeinschaftsdiagnose 28.11.2023 4,50%
HeLaBa 09.11.2023 4,50%
ING 05.12.2023 4,50%
LBBW 27.11.2023 4,50%
OECD 19.09.2023 4,50%

Die aktuellsten Prognosen zum EZB-Leitzins stammen von der DekaBank, der ING, der LBBW, von der Commerzbank sowie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung). Im Economic Outlook vom 19. September 2023 geht die OECD für 2023 genau wie die Commerzbank, DekaBank, ING und LBBW von keiner Veränderung des aktuellen Hauptrefinanzierungssatz in Höhe von 4,50% bis zum Jahresende 2023 aus.

Fazit: Alle genannten Marktteilnehmer erwarten zum Jahresende 2023 einen Leitzins (ReFi-Satz) von 4,50%. Damit ist für 2023 keine weitere Leitzinserhöhung eskomptiert.

Prognosen

Zentralbanken treffen Zinsentscheidungen in der Regel auf der Grundlage wirtschaftlicher Kennzahlen wie Inflation, Arbeitslosenquote und Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Entwicklung diese Einflussfaktoren wird entscheidend sein, um den EZB-Leitzins in 2023, 2024 oder 2030 vorherzusagen. Die Inflation soll nach allen bisherigen Voraussagen bis 2025 über dem Ziel von 2,0% bleiben. Die Aufwärtsrevision der Preiswachstumserwartungen könnte nur die Spitze des Eisbergs sein, da Lagarde wiederholte, dass die Risiken für die Inflationsaussichten nach oben bestehen. Es ist aktuell kaum möglich, die Entwicklung auch nur eines Einflussfaktors mit hinreichender Güte für einen Zeitraum außerhalb der „Sichtweite“ zu prognostizieren. Deshalb gilt: je länger der Prognosehorizont, desto schwächer die Voraussage. In den folgenden Darstellungen geht es, wenn nicht anders vermerkt, um den Hauptrefinanzierungssatz, den “Leitzins”. In der Abbildung 1 ist die Prognose für den Hauptrefinanzierungssatz von der ING und den ECB Survey of Monetary Analysts angegeben.

Die Vorhersagen beziehen sich auf den ReFi-Satz zum jeweiligen Jahresende.

Prognose zum EZB Leitzins von 2023 - 2026

Abb. 1: Leitzinssenkung: EZB-Leitzinsprognose (Hauptrefinanzierungssatz) der ING (Stand 06.11.2023) und der ECB Survey of Monetary Analysts (30.10.2023) von 2023 – 2027

Beide Prognosen, wie auch alle anderen Vorhersagen anderer Marktteilnehmer gehen von einem ReFi-Satz von 4,50% zum Jahresende 2024 aus. Damit wird keine weitere Zinsänderung erwartet. Die ING wie die SMA sehen den Zinssatz zum Ende 2024 bei 3,75% und 2025 übereistimmend bei 3,25%. Die SMA prognostizieren für 2026 einen Wert von 3,00% und längerfristig (2027) den Zinssatz von 2,75%. Die Prognosen gehen damit nur von einer allmählichen Zinssenkung der EZB aus, eine drastische Zinsänderung wie die Straffung in 2023 wird nirgends erwartet.

EZB Leitzins Prognose 2023: keine Zinsänderung mehr? – Zinsplateu erreicht?

TOP News

Oktober 2023: Zusätzlich zum üblichen Dilemma ist für die EZB der Nahostkonflikt hinzugekommen. Je nach Ausgang bzw. Ausweitung als geopolitischer Konflikt dürfte die EZB extrem vorsichtig mit weiteren Zinsänderungen auf der Oktober 2023 Sitzung agieren. Die Redaktion vermutet, dass sich die Notenbank auf der nächsten Sitzung bedeckt hält, sich aber eine Zinsanhebung auf der Dezember-Sitzung offenhalten wird.
Siehe dazu auch Philip R. Lane EZB-Direktoriumsmitglied und Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank am 16. Oktober 2023 im Interview mit Het Financieele Dagblad:”Ist 4 % der höchste Leitzins und wann wird er wieder gesenkt? Da die Inflation zu hoch ist, versuchen wir, Zinssätze deutlich über dem neutralen Bereich zu erzielen. Wir werden die Zinsen so lange wie nötig hoch halten. Wenn wir Inflationsschocks haben, die ausreichend groß oder ausreichend anhaltend sind, müssen wir bereit sein, mehr zu tun. Wir gehen davon aus, dass die Inflation bis 2025 auf 2 % zurückkehren wird. Erst wenn wir hinreichend zuversichtlich sind, dieses Ziel zu erreichen, können wir die Politik normalisieren.”

Juni 2023 Am Markt sind Leitzinssenkunken für 2023 eingepreist. Die EZB wird nicht müde auf die persistierende Inflation hinzuweisen. Isabell Schnabel hält beispielsweise Zinssenkungen in 2023 für wenig wahrscheinlich (Stand 9. Mai 2023). Bundesbankpräsident Nagel weist am 9. Mai im Interview auf die viel zu hohe Kerninflaation hin und dass “Der Kampf gegen die hohe Inflation ist noch nicht gewonnen. Ich hätte mir auch einen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten vorstellen können. Aber wir haben ja bereits weitere Zinsschritte angekündigt……..Ich bin auch Partei: Partei Preisstabilität. Und für stabile Preise reicht das gegenwärtige Zinsniveau eben noch nicht aus.”

Wie sehen aktuelle Prognosen für 2023 aus? Für das 4. Quartal 2023 sehen die Professional Forecasters den “Leitzins” (Hauptrefinanzierungssatz) in ihrer Prognose vom 31.07 2023 bei 4,38%. Die Analysten der ING prognostiziert mit 4,50% einen ähnlichen Leitzinsstand zum Jahresende (Tabelle 1) – also keine Leitzinserhöhung mehr bis zum Jahresende 2023. Das Commerzbank Research-Team erwartet ebenfalls keine weitere Zinsanhebung beim Einlagezins bei einem Stand von 4,0% bis Ende 2024 und geht dann bis zum Jahresende 2024 von keiner weiteren Veränderung mehr aus. Alle 3 Prognosen erwarten keine Zinssenkung der EZB-Leitzinsen in 2023.

09.06.2023 Das Handelsblatt Research Institute geht in der Prognose vom 09.06.2023 von 2 weiteren 0,25% Zinsschritten aus, der Leitzins wird bei 4,25% gesehen.

Wo steht der Leitzins in 2023? Welchen Stand der Leitzinsen von Marktteilnehmer erwartet wird, ist in der Tabelle 1 zusammengefasst.

Prognose der Survey of Monetary Analysts für den EZB-Leitzins 2023, 2024 und 2025

Die EZB orientiert sich mit ihrer Zinspolitik eng an den Vorhersagen der Survey of Monetary Analysts (SMA). In der Tabelle 2 sind die von der Redaktion angepassten Erwartungen für 2023 wiedergegeben. Der Leitzins wird zum Ende 2023 bei 4,75% (Median) gesehen.

Tab. 2: Prognose der Survey of Monetary Analysts für den EZB-Leitzins 2023, Stand 27.10.2023. Angegeben ist der Median in Prozent. Datenquelle: ecb.europa.eu. Daten angepasst. Erklärung siehe Text weiter unten.

Jahr Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz)
4. Quartal 2023 4,50%
2024 3,75%
2025 3,25%
2026 3,00%
langfristig 2,75%

Der Spitzenleitzins liegt bei rund 4,50%. Für Ende 2024 erwarten die SMA einen Leitzins von 3,75% und zum Ende 2025 von 3,25%

Prognose 2024

Wie sehen die Vorhersagen für den EZB Zins in 2024 aus? Die Prognosen für den EZB-Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) für die Quartale 1 bis 2 im Jahr 2024 spiegeln eine weitgehende Einigkeit verschiedener Banken, Organisationen und Marktteilnehmer wieder. Ab dem 3. Quartal nehmen die Abweichungen in ihren Einschätzungen allerdings zu. Die Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet für 2024 die ersten Zinssenkungen (Tabelle 3). Allerdings nicht in den ersten Monaten des Jahres, sondern frühestens ab Juli 2024.

Tab. 3: EZB-Leitzins Prognosen 2024 ( ReFi-Satz = Hauptrefinanzierungssatz). Quellen: commerzbank.de, deutsche-bank.de, diw.de, think.ing.com, oecd.org, s. Quellenangaben am Seitenende.

Prognose von Prognose Datum Q1 2024 Q2 2024 Q3 2024 Q4 2024
Commerzbank 03.11.2023 4,50 4,50 4,50 4,50
DekaBank 17.11.2023 4,50 4,50 4,25
Deutsche Bank 11.10.2023 4,50 4,50 4,25
Gemeinschaftsdiagnose 28.10.2023 4,00
HeLaBa 24.11.2023 4,50 4,50 4,50 4,25
ING 05.12.2023 4,50 4,25 4,00 3,75
LBBW 27.11.2023 4,00 3,50
P. Forecasters 27.10.2023 4,43 4,35 4,15

Die Commerzbank, DekaBank, Deutsche Bank und die HeLaBa prognostizieren einen stabilen Leitzins von 4,5 Prozent für die ersten beiden Quartale des Jahres 2024. Gemeinsam setzen sie darauf, dass die EZB ihre Politik vorerst unverändert lassen wird. Allerdings zeigen die Prognosen ab dem dritten Quartal leichte Abweichungen. Während die Commerzbank und HeLaBa weiterhin auf einen stabilen Kurs von 4,5 Prozent setzen, rechnen die DekaBank und Deutsche Bank mit einer leichten Senkung auf 4,25 Prozent. Die ING geht sogar noch weiter und prognostiziert für das vierte Quartal einen Leitzins von 3,75 Prozent, was auf eine mögliche Lockerung der EZB-Politik hindeuten könnte.

Interessanterweise weichen die Prognosen der “P. Forecasters” leicht von den Einschätzungen der Banken ab. Ihre Schätzungen liegen bei 4,43 Prozent im ersten Quartal, sinken dann jedoch auf 4,35 Prozent im zweiten und weiter auf 4,15 Prozent im dritten Quartal. Diese Prognosen deuten auf eine allmähliche Abnahme des Leitzinses hin, was möglicherweise auf eine vorsichtigere Einschätzung der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung hinweist.

Die LBBW hingegen gibt keine Prognose für das erste Quartal ab, setzt jedoch für das zweite Quartal auf einen Leitzins von 4,5 Prozent und antizipiert eine Senkung auf 4 Prozent im vierten Quartal.

Insgesamt zeigen die Prognosen eine Tendenz zu einem stabilen Leitzins zu Beginn des Jahres, gefolgt von unterschiedlichen Vorstellungen über mögliche Änderungen in der zweiten Hälfte des Jahres. Die leichten Abweichungen zwischen den Prognosen spiegeln die Unsicherheit und Vielfalt der Faktoren wider, die die EZB-Politik und damit den Leitzins beeinflussen können.

Die ING prognostiziert den Hauptrefinanzierungssatz wie folgt (Stand 05.12.2023):
1Q 2024 = 4,50%
2Q 2024 = 4,25%
3Q 2024 = 4,00%
4Q 2024 = 3,75%

Die ING erwartet die erste Zinsreduktion im 2. Quartal 2024 auf 4,25%. In 2024 rechnet die Bank insgesamt mit Zinssenkungen um 75 Basispunkte auf 3,75% zum Jahresende.

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft prognostiziert für 2024 diese Leitzinssätze (ReFi). Danach soll der Hauptrefinanzierungssatz in den ersten 3 Quartalen unverändert bei 4,25% liegen und dann im 4. Quartal auf 4,0% sinken (Stand 05.09.2023).
1Q 2024 = 4,25%
2Q 2024 = 4,25%
3Q 2024 = 4,25%
4Q 2024 = 4,00%

Die Commerzbank sieht den Einlagenzins  im 1. Quartal 2024 bei 4,00% (Prognose vom 01.12.2023).
1Q 2024 = 4,00%
2Q 2024 = 4,00%
3Q 2024 = 4,00%
4Q 2024 = 4,00%

Die Commerzbank erwartet also für den Einlagenzins keine Veränderung bis Ende 2024. Im August lag die Prognose noch durchgängig bei 3,75%. Das DIW prognostiziert als Jahresmittelert 2024 einen ReFi-Satz von 4,3% (Stand 07.09.2023).

Die Voraussage zum EZB-Hauptrefinanzierungssatz der OECD für das Jahr 2024 ist 4,5% und damit keine Veränderung zum Zinssatz vom September 2023 (Prognosedatum 19.09.2023).

2025

Die Survey of Monetary Analysts prognostizieren den EZB Leitzinssatz für alle Quartale fallende Zinssätze in 2025. Beginnend im ersten Quartal 2025 mit 3,50% über 3,0% in den Quartalen 2. und 3. und für Q4 2025 schließlich 2,75% (Tabelle 4).

Tab. 4: Prognose der Survey of Monetary Analysts für den EZB-Leitzins 2024. Angegeben ist der Median in Prozent. Datenquelle: ecb.europa.eu. Daten angepasst. Erklärung siehe Text. Stand 31.07.2023

Datum Leitzins [%]
Q1-2025 3,50
Q2-2025 3,00
Q3-2025 3,00
Q4-2025 2,75

ING

Die ING prognostiziert den Leitzins zum Jahresende 2025 mit 3,00% (Stand 05.12.2023).

Für 2025 rechnet die HeLaBa in ihrer Prognose vom 24.08.2023 mit einem ReFi-Satz von 3,0%.

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft geht für 2025 von diesen Leitzinsen aus (ReFi):
1Q 2025 = 3,50%
2Q 2025 = 3,25%
3Q 2025 = 3,25%
4Q 2025 = 2,75%

Die Prognose für 2025 des DIW ist 3,0% (Stand 07.09.2023). Gemeint ist der Jahresmittelwert.

Die Commerzbank geht in ihrem Jahresausblick (Stand 12/2023) von einem EZB-ReFi-Satz Ende 2025 von 4,0% aus.

2026

In 2026 sehen die Survey of Monetary Analysts den EZB-Leitzins wie schon im Vorjahr bei 2,50% im 1. Quartal und bei 2,50% in den folgenden Quartalen (Tabelle 5).

Tab. 5: Prognose der Survey of Monetary Analysts für den EZB-Leitzins 2024. Angegeben ist der Median in Prozent. Datenquelle: ecb.europa.eu. Daten angepasst. Erklärung siehe Text. Stand 31.07.2023

Datum Leitzins [%]
Q1-2026 2,75
Q2-2026 2,50
Q3-2026 2,50
Q4-2026 2,50

2030

Die Prognose für 2030 ähnelt dem Wahrsagen aus dem Kaffeesatz. Zu viele Einflussfaktoren und mögliche Black Swan Ereignisse können den EZB-Leitzins um Prozentpunkte beeinflussen. In einem Basisszenario geht die Redaktion von einem möglichen Leitzins zwischen 1% – 3% aus. Die monetären Aufwendungen für den Umbau der Europäischen Wirtschaft hin zu einer CO2 emissionsarmen und weitgehend klimaschonenden Produktion sind hoch. Auch die Reduktion und Verlagerung der globalen Lieferketten wird die Produkte relativ gegenüber den 2010er Jahren teurer belassen. Deshalb dürfte die Inflation nicht wieder auf Werte unter 1 % bis 2 % fallen und ein entsprechendes Leitzinsniveau gewährleisten.
Die Survey of Monetary Analysts sehen den EZB Leitzins auf lange Sicht (ohne explizit 2030 zu erwähnen) bei 2,50%.

Wann findet die erste Leitzinssenkung der EZB statt?

Eine Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) hat verschiedene Auswirkungen auf den Finanzmarkt und die Wirtschaft.
Am Finanzmarkt führt eine Leitzinserniedrigung zu niedrigeren kurzfristigen Zinssätzen im Bankensystem. Dies beeinflusst die Zinssätze, zu denen Banken sich untereinander Geld leihen (Interbankenzinsen) sowie die Zinssätze für Kredite und Einlagen. Niedrigere Zinssätze machen Kredite für Unternehmen und Privatpersonen attraktiver. Dadurch steigt die Bereitschaft, Investitionen zu tätigen und größere Anschaffungen zu finanzieren, was potenziell die Wirtschaftsaktivität anregen kann.

Für die Wirtschaft bedeutet eine Leitzinssenkung eine Steigerung der Nachfrage. Durch die günstigeren Kreditkonditionen sind Unternehmen eher bereit, in Projekte zu investieren, die sie zuvor möglicherweise aufgrund hoher Finanzierungskosten zurückgestellt hätten. Dies kann die Wirtschaftsaktivität ankurbeln und zu einem höheren Wirtschaftswachstum führen. Darüber hinaus kann die Zinsreduktion noch bewirken:

  • Höhere Konsumausgaben: Niedrigere Zinsen können die Kreditkosten für Verbraucher reduzieren. Dies könnte zu einer erhöhten Bereitschaft führen, Kredite aufzunehmen, um Konsumgüter wie Autos oder Wohnungen zu kaufen.
  • Höhere Inflation: Eine Senkung der Leitzinsen kann dazu führen, dass mehr Geld im Wirtschaftssystem verfügbar ist. Wenn die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen steigt und die Produktionskapazitäten begrenzt sind, könnte dies zu einem Anstieg der Preise führen (Inflation).
  • Währungswert: Niedrigere Zinsen können den Wert des Euro gegenüber anderen Währungen senken. Dies kann Exporte begünstigen, da die Produkte des betreffenden Landes auf den internationalen Märkten preislich attraktiver werden.

Die Spekulationen um die Zinspolitik der EZB also Zinserhöhung, Zinspause oder Zinserniedrigung treiben die Aktien- und Anleihemärkte seit Monaten um. Wann wird die erste EZB-Zinsherabsetzung stattfinden? In der Tabelle 6 sind die Prognosen angegeben.

Tab. 6: Prognosen wann die erste Zinssenkung der EZB erfolgen wird

Marktteilnehmer Prognosedatum Zeitraum der ersten EZB-Leitzinssenkung
Commerzbank 12.10.2023 frühestens 4. Quartal 2024
DekaBank 13.10.2023 frühestens 3. Quartal 2024
HeLaBa 27.09.2023 frühestens 4. Quartal 2024
IfW (Kiel) 05.09.2023 4. Quartal 2024
ING 10.10.2023 3. Quartal 2024
Professional Forecasters 31.07.2023 April 2024
Trading Economics 14.10.2023 2. Quartal 2024

Die ING und Trading Economics prognostizieren mit dem 3. bzw. 2. Quartal 2024 die früheste Leitzinsreduktion. Die Commerzbank, die DekaBank und die HeLaBa rechnen dagegen frühestens zum 4. Quartal 2024 mit einem Rückgang der Leitzinsen. Prognosen der die Professional Forecasters ab April 2024 stammen noch aus Juli 2023 und werden vermutlich im Oktober 2023 mit den neuen Voraussagen reviert.

Einflussfaktoren auf EZB-Zinsentscheidungen und damit auf Voraussagen

Die EZB trifft ihre Zinsentscheidungen auf der Grundlage einer Zweipfeilerstrategie, die eine wirtschaftliche Analyse und eine Geldmengenanalyse umfasst. Die wirtschaftliche Analyse beurteilt die kurz- bis mittelfristigen Risiken für die Preisstabilität anhand von Indikatoren wie dem BIP-Wachstum, der Inflation, dem Wechselkurs und den Rohstoffpreisen. Die Geldmengenanalyse beurteilt die langfristigen Trends der Geldmenge und der Kreditvergabe im Euroraum. Die EZB passt ihre Leitzinsen an, um die Inflation auf einem Niveau von unter, aber nahe 2 % zu halten.

Einflussfaktoren auf EZB-Strategie und damit prognoserelevant

Abb. 2: Diese Faktoren sind für die Geldpolitik der EZB relevant und damit auch für Prognosen. Quelle: bundesbank.de

Nach dem Bank Lending Survey vom 25. Juli 2023 scheint die Leitzinserhöhung restriktiv auf die Kreditvergabe zu wirken, dieser Bereich läuft also im Sinn der EZB. Danach wurden weniger Kredite an Unternehmen als auch an private Haushalte ausgegeben. Dies ist teilweise auch auf die Verschärfung der Kreditstandards für alle Kreditkategorien zurückzuführen.
Eine höhere Risikowahrnehmung im Zusammenhang mit den Wirtschaftsaussichten und der kreditnehmerspezifischen Situation, eine geringere Risikotoleranz sowie höhere Finanzierungskosten der Banken trugen zur Straffung bei. Für das dritte Quartal 2023 erwarten die Banken im Euroraum eine weitere, wenn auch moderatere Nettoverschärfung der Kreditrichtlinien für Unternehmenskredite und unveränderte Kreditrichtlinien für Wohnungsbaukredite an private Haushalte. Für Verbraucherkredite rechnen die Banken im Euroraum mit einer leichten Nettoverschärfung der Kreditrichtlinien.

Wechselkurs

Der Wechselkurs ist einer der Faktoren, die die EZB bei ihrer wirtschaftlichen Analyse berücksichtigt. Ein starker Euro kann die Inflation dämpfen, indem er die Importpreise senkt und die Exporte erschwert. Ein schwacher Euro kann die Inflation anheizen, indem er die Importpreise erhöht und die Exporte erleichtert. Die EZB verfolgt jedoch keine explizite Wechselkurspolitik, sondern betrachtet den Wechselkurs als einen von vielen Indikatoren für die Preisstabilität. Der Euro hat in 2023 gegenüber dem Dollar und der chinesische Währung aufgewertet (Tipp: CNY Euro Umrechner). Dies verteuert europäischen Exporte und könnte die EZB zu einer weniger restriktiven Kommunikation bewegen.

Survey of Monetary Analysts

Die EZB befragt ausgewählte Finanzinstitute zur künftigen Entwicklung verschiedener Einflussfaktoren auf die Geldpolitik. Dabei geht es auch um die EZB-Leitzinsprognose für 2023 – 2026. Die Umfrage wird als „Survey of Monetary Analysts (SMA)“ bezeichnet. Die Ergebnisse der Umfrage werden am auf die EZB-Sitzung folgenden Freitag veröffentlicht.

Die Befragung erfolgt achtmal pro Jahr. Ziel des Survey ist regelmäßig und systematisch Informationen über die Erwartungen der Marktteilnehmer über die zukünftige Entwicklung der geldpolitischen Instrumente und Initiativen aufgrund der von der von der EZB bereits angekündigten Maßnahmen zu ermitteln.

Die Umfrageteilnehmer werden aus Finanzinstituten ausgewählt, die an den Marktkontaktgruppen der EZB teilnehmen (d. h. den Geldmarkt-, Rentenmarkt- und Devisenkontaktgruppen). Die Auswahl der Umfrageteilnehmer basiert auf der Erfüllung der folgenden Kriterien: Marktrelevanz, geografische Diversität, Verpflichtung zur regelmäßigen Teilnahme an nachfolgenden Umfragerunden und ob die Institution in dem befragten Bereich aktiv ist.

Für die Umfrage werden diese Institute befragt:

Amundi Caixabank LBBW
Bank of Ireland Citigroup Mediobanca
Barclays Commerzbank Morgan Stanley
Bayerische Landesbank Credit Agricole CIB Muzinich
BBVA Deutsche Bank Nordea
Belfius Bank DZ Bank Société Générale
Blackrock Erste Bank State Street
BNP Paribas Goldman Sachs Unicredit
BPCE/Natixis ING Union Investment
Caixa Geral de Depositos Intesa Sanpaolo

Literatur und Quellenangaben

Bran C., Hutchinson J., 2022: The ECB survey of Monetary Analysts: an introduction. Economic Bulletin Articles, European Central Bank, Vol. 8. Link

The ECB Survey of Professional Forecasters – First quarter of 2023. Quelle hier.

Horst, M., Stempel, D., Neyer, U. 2022: Die EZB muss die Inflation glaubwürdiger bekämpfen. Wirtschaftsdienst 102, 426–429. Link zum Text.

Prognosen:

Deutsche Bank

DekaBank

DIW

Erste Group Research

Commerzbank Märkte Insight

LBBW

Oberbank.at

Volksbank Rhein-Ruhr

News

Deshalb haben wir Leitzinsen bei unserer letzten Sitzung auf ihrem aktuellen Niveau belassen. Und auf Grundlage unserer aktuellen Beurteilung sind wir der Auffassung, dass sich die EZB-Leitzinsen auf einem Niveau befinden, das – wenn es lange genug aufrechterhalten wird – einen erheblichen Beitrag dazu leisten wird, dass die Inflation zeitnah zu unserem mittelfristigen Ziel zurückgeführt wird.

August/September 2023: Nach der Zinsanhebung am 27. Juli 2023 um 0,25% stellt sich die Frage nach dem weiteren Vorgehen der Notenbank. Die nächste zinsrelevante Sitzung ist im September. Die EZB hat bisher keine bevorzugte Zinspriorität kommuniziert, aber die datenabhängige Entscheidung betont. Damit wird die Entwicklung der Kerninflationsrate im Euroraum zum Key-Faktor für die weiteren Leitzinsentscheidungen.

28.07.2023 Die Commerzbank geht davon aus, dass die EZB den Zinsgipfel bereits erreicht hat und den Zinssatz bis weit in 2024 auf dem aktuellen Niveau belassen wird.

20. Juli 2023 Reuters hat 75 Ökonomen nach ihrer Meinung zum Zinsentscheid am 27. Juli 2023 befragt. Die Umfrage fand zwischen dem 14. bis 19. Juli statt Die Antwort war eindeutig: alle 75 befragten Fachleute waren sich darüber einig, dass die EZB die Leitzinsen 0,25% von bisher 4,0% auf 4,25% anheben wird. Dies kommuniziert die EZB mittlerweile selbst.

27. Juni EZB-Präsidentin Lagarde auf dem Meeting in Sintra:
“Die seit letztem Juli vorgenommenen kumulativen Zinserhöhungen von insgesamt 400 Basispunkten haben ihre Wirkung noch nicht voll entfaltet. Unsere Aufgabe ist indes noch nicht erfüllt. Sofern sich die Aussichten nicht wesentlich ändern, werden wir die Leitzinsen im Juli erneut anheben.”

26. Juni  2023 der ifo-Geschäftsklimaindex fällt auf 88,5 Punkte, vom Markt waren 90,5 Punkte erwartet worden. Die schwächelnde Wirtschaft in Deutschland und Europa wird die EZB auf ihrer nächsten geldpolitischen Entscheidung mit berücksichtigen müssen: Wie Preisstabilität und Wirtschaftswachstum unter einen Hut bringen?

15. Juni 2023 Es gibt auch Marktteilnehmer, die keine weiteren Zinserhöhungen mehr erwarten. Der Investment-Spezialist BANTLEO sieht aufgrund der sich abschwächenden Konjunktur in den USA und in Europa den Zenit der Leitzinsanhebungen bereits als erreicht an: “Mit Blick weiter voraus spricht ungeachtet dessen die von uns erwartete Rezession dafür, dass die Leitzinsen deutlich früher und ausgeprägter als von den Geldterminmärkten unterstellt gesenkt werden. Wir rechnen ab Herbst mit Zinssenkungen um mindestens 150 Bp.” Quelle: bantleon.com

1. Juni 2023 EZB Die von Eurostat vormittags veröffentlichte EU-Inflation lag mit 6,1% unter den Markterwartungen. Trotzdem plädierte Christine Lagarde am Nachmittag auf dem  Sparkassentag in Hannover für einen weiteren Zins-Lift auf der Juni-Sitzung: “Daher müssen wir unseren Erhöhungszyklus fortsetzen, bis wir genug Zuversicht haben, dass sich die Inflation auf einem guten Weg befindet, zeitnah auf unseren Zielwert zurückzukehren.”

08.05.2023 Philip Lane EZB Chefvolkswirt: Die EZB Leitzinsentscheidungen sollen dazu führen, die Inflation auf den Zielwert von 2% zu bringen. Dazu werden die Zinsentscheidungen anhand der aktuellen Datenlage erfolgen.

24.04.2023 Interview mit I. Schnabel, Politico: “Ich würde also sagen, es ist klar, dass weitere Zinserhöhungen erforderlich sind, aber die Höhe der Zinserhöhungen wird von den eingehenden Daten abhängen.
Bedeutet das, dass 50 Basispunkte für Sie nicht vom Tisch sind?
Datenabhängigkeit bedeutet, dass 50 Basispunkte nicht vom Tisch sind.”

12.04.2023 Robert Holzmann Notenbankchef in Österreich und EZB-Ratsmitglied favorisiert im Interview eine Zinserhöhung im Mai 2023 um 0,5%.

06.04.2023 Interview mit Philip Richard Lane Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank: “Ich denke also, die Formel wäre: Wenn die Basislinie, die wir vor dem Bankenstress entwickelt haben, Bestand hat, ist eine weitere Erhöhung im Mai angebracht. Wir müssen jedoch datenabhängig sein, um zu beurteilen, ob diese Basislinie zum Zeitpunkt unseres Treffens im Mai noch zutrifft.”

Laut Reuters (14.03.2023) wird in der EZB verstärkt über eine Zinsanhebung von 0,25% im Mai 2023 diskutiert. „Die politischen Entscheidungsträger der Europäischen Zentralbank nähern sich einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Mai an, selbst wenn andere Optionen auf dem Tisch bleiben und die Debatte noch nicht entschieden ist, laut fünf Quellen mit direkter Kenntnis der Diskussion.“

Die Angaben basieren auf 5 Insider der EZB, die nicht genannt werden wollten. Danach sei der Zinsgipfel jetzt in Sicht und dass diese „letzte Meile“ in kleineren Schritten sicherer zu absolvieren sei. Die Insider verwiesen auch auf den Einlagensatz der EZB mit nunmehr 3 %, der inzwischen auf einem wachstumshemmenden Niveau liege.

Nach den letzten Inflationsdaten und der Powell Rede vom 7. März 2023 sind die Erwartungen an Zinserhöhungen wieder gestiegen. EZB-Ratsmitglied und Notenbankchef von Österreich Robert Holzmann geht im Interview am 7. März von 4 weiteren 0,5% Zinserhöhungen in 2023 aus. EZB-Rat Pierre Wunsch hatte am 4. März 2023  den Zinsgipfel bei 4,0% prognostiziert. Auch Peter Praet, ehemaliger EZB-Chefvolkswirt sieht den Leitzins 2023 bei 4%.

17.02.2023 Francois Villeroy de Galhau (Notenbankchef Frankreich): Zinsgipfel voraussichtlich September 2023.
Keine Zinsherabsetzung 2023: “sicher nicht in diesem Jahr”. Quelle: reuters.com

17.02.2023 Isabel Schnabel EZB-Direktorium zur EZB-Leitzinsanhebung im März 2023: “Angesichts der aktuellen Höhe der Leitzinsen und des Niveaus und Fortbestehens der zugrunde liegenden Inflation ist in praktisch allen plausiblen Szenarien eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte erforderlich, um die Inflation wieder auf 2 % zu bringen. ” Quelle: ecb.europa.eu

Februar 2023: Nachdem der Markt Anfang Februar 2023 den Notenbanken nicht traute und die Zinserwartung sanken, hat sich die Meinung des Marktes inzwischen gedreht (Stand 20.02.2023). Die falkenhaften Äußerungen von Direktoriumsmitgliedern der EZB und der FED weitere, nachhaltige Leitzinserhöhungen seien nötig um der Inflation Einhalt zu gebieten, werden nun ernst genommen: Die Erwartungen an Zinserniedrigung wurden weiter nach 2024 verschoben (Abbildung 2).

Die EZB Zinssenkungen verschieben am Markt weiter nach 2024 und 2025

Abb. 2: Die Hoffnung auf Leitzinssenkungen sind vom Markt nach 2024 verschoben worden. Quelle: helaba.de

Archiv

Ältere Prognosen

2023

Das waren die Prognosen zum Jahresanfang 2023: Die Analysten der Banken und Finanzorganisationen  erwarten zwar etwas unterschiedliche Zinsschritte, aber 3,0% scheint mehrheitlich erwartet zu werden. Es ist davon auszugehen, dass mit zunehmender Zeit die Unsicherheit der Voraussagen deutlich zunimmt. Für 2023 sollte die Prognosengüte dagegen relativ hoch sein. Für die Survey of Monetary Analysts erfolgt im Februar 2023 eine Anhebung des Leitzinses auf 2,75 %, gefolgt von einem 0,25 % Zinsschritt im März auf 3,0 % (Tabelle 10).

Tab. 10: EZB-Leitzinsprognose 2023 verschiedener Marktteilnehmer, Stand Jahresbeginn 2023. Quellen: s. Text

Institut/Analyst EZB-Leitzinsprognose 2023
Allianz 3,25% für die Einlagefazilität im Mai 2023 (Einlagensatz) Prognose vom 2.2.2023
AMB AMRO 2,5% in Q1 2023
Beerenberg 3,5%
Bloomberg Konsens 2,90%
Commerzbank 3,25%
Goldman Sachs 3,75% bis Juni 2023 (Prognose von 1. März 2023)
Deutschen Bank 4,25% in Q4 2023
ECB Survey 2,7% Durchschnitt, 3,0% Q4 2023
Fitch Ratings 3% zum Jahresende 2023
ING 3%
M. M. Warburg 3%
Trading Economics 3% in Q1 2023

Die Deutschen Bank sieht den Leitzins in Europa zum Jahresende 2023 bei 4,25% (6-Monats Prognose vom Mai 2023).
M. M. Warburg rechnet für 2023 mit 3,0%, Link. Die Beerenberg Bank erwartet den Spitzenzinssatz der EZB in 2023 bei 3,5%.
Die AMB AMRO sieht den Leitzins im 1. Quartal 2023 bei 2,50 %, dann keine weitere Erhöhung und zum Ende 2023 erste Leitzinssenkungen.
Fitch Ratings erwartet auf den Sitzungen im Februar und März 2023 eine Zinsanhebung um jeweils 25 Basispunkte. Den Hauptrefinanzierungssatz pronostizieren die Analysten bis zum Ende des Jahres 2023 bei voraussichtlich 3 % verbleibend. Vor diesem Hintergrund glaubt das Research Team, dass die Zentralbanken in den kommenden Monaten entschlossener werden, die Zinssätze weiter auf „restriktive“ zu erhöhen. Tatsächlich haben die jüngsten Kommentare der Zentralbanken betont, dass die Risiken einer „übermäßigen Straffung“ der Geldpolitik auf kurze Sicht durch die Risiken einer nicht ausreichenden Straffung aufgewogen werden und eine stärkere Verfestigung der Inflation zuzulassen.

Die Allianz gibt in ihrer Prognose vom 2. Februar 2023 für den Einlagensatz 3,25% für Mai 2023 an.

31.08.2023 Isabell Schnabel EZB-Mitglied in ihrer Rede auf der Konferenz “Inflation: Drivers and Dynamics 2023”.
“Sollten wir der Meinung sein, dass der politische Kurs nicht mit einer rechtzeitigen Rückkehr der Inflation zu unserem Ziel von 2 % vereinbar ist, wäre eine weitere Erhöhung der Zinssätze gerechtfertigt. In einem Umfeld angespannter Arbeitsmärkte und strukturellem Inflationsgegenwind würde dies auch das weiterhin erhöhte Risiko absichern, dass die Inflation zu lange über unserem Ziel bleibt.

Sollte hingegen unsere Einschätzung der Transmission der Geldpolitik darauf hindeuten, dass das Tempo der Desinflation wie gewünscht voranschreitet, können wir es uns leisten, bis zu unserem nächsten Treffen zu warten, um zu sehen, wie sich die Verlangsamung der Gesamtnachfrage auf Preise und Löhne auswirken wird.
Bei diesem datenabhängigen Ansatz können wir nicht vorhersagen, wo der Höchstsatz liegen wird oder wie lange die Sätze auf einem restriktiven Niveau gehalten werden müssen. Wir können uns auch nicht auf künftige Maßnahmen festlegen, das heißt, wir können die Notwendigkeit einer weiteren Straffung der Geldpolitik heute nicht gegen das Versprechen eintauschen, die Zinsen länger auf einem bestimmten Niveau zu halten.”

23.05.2023 Christine Lagarde, 25 Jahre Einheit mit dem Euro: Die EZB ist fest entschlossen die Inflation auf 2% zu bringen, weshalb die Leitzinsen auf ein “ausreichend restriktives Niveau” gebracht und dort länger fixiert bleiben, bis das Ziel erreicht ist.

09.05.2023 Isabel Schnabel geht nicht davon aus, dass noch 2023 Zinssenkungen erfolgen werden.

19.04.2023 Auszug aus der Rede des EZB-Chefvolkswirt Philip Lane auf dem Enterprise Ireland Summit 2023 in Irland:
“Damit die Inflation rechtzeitig wieder unser Zwei-Prozent-Ziel erreicht, mußten die Leitzinsen seit letztem Sommer um 350 Basispunkte angehoben werden. Wenn das Basisszenario, das den von Experten erstellten makroökonomischen Projektionen der EZB vom März zugrunde liegt, fortbesteht, ist es angebracht, die Zinsen weiter anzuheben.
Sowohl die Finanzmarktpreise als auch unser Survey of Monetary Analysts (SMA) gehen davon aus, dass der Leitzins kurzfristig weiter steigen und über einen längeren Zeitraum auf einem erhöhten Niveau bleiben wird. Darüber hinaus wird projiziert, dass sich der Leitzins, sobald sich die Inflation mittelfristig auf dem Zwei-Prozent-Ziel stabilisiert hat, in der Nähe von zwei Prozent einpendeln wird, anstatt auf ein äußerst akkommodierendes, superniedriges Niveau zurückzukehren. Dies spiegelt weitgehend die erneute Verankerung der langfristigen Inflationserwartungen bei unserem Zwei-Prozent-Ziel wider und deutet darauf hin, dass Marktteilnehmer und Währungsanalysten davon ausgehen, dass der (inflationsbereinigte) Realzins im längerfristigen Gleichgewicht bei etwa null Prozent liegen wird (Abbildung 01).“

Prognose der EZB zum Einlagenzinssatz 2023, 2024 bis 2028

Abb. 01: Modellierung und Prognose des Einlagenzinssatz und des €STR (Euro Short-Term Rate) von 2023 – 2028,

25.01.2023 HeLaBa Tagesausblick: “Schon in der nächsten Woche werden die Leitzinssätze wohl um weitere 50 Basispunkte erhöht. Ein solider ifo-Index würde diese Erwartungen untermauern und darüber hinaus auch für März 50 Basispunkte als wahrscheinlich erscheinen lassen.” Quelle: helaba.de.

24.01.2023 EZB Ratsmitglied Gediminas Simkus fordert in einem  Interview mehrere Leitzinsanhebungen von 0,50%. Der Notenbank Präsident von Lettland begründet seine Forderung mit hohen Lohnabschlüssen und hohen Inflationserwartungen. Quelle: yahoo.com.

24.01.2023 EZB Direktoriumsmitglied Fabio Panetta (Italien) insistiert auf Leitzinsänderungen nur nach Datenlage. Er erteilt Vorabfestlegungen von Zinsschritten ab März eine Absage.  Ab März sollte eine Forward Guidance bezogen auf Leitzinsänderungen nur noch nach den aktuellen Wirtschafts- und Inflationsaussichten, sowie der Entwicklung von Zweitrundeneffekten getroffen werden. Quelle: ecb.europa.eu.

19.01.2023 EZB Direktoriumsmitglied Knot sagt im CNBC Interview, dass der Markt Zinserhöhungen falsch bewertet und erwartet, dass weitere kommen werden:
“Das meiste, was wir abdecken müssen, werden wir in einem konstanten Tempo von mehreren 50-Basispunkten-Anhebungen abdecken…..
Wo diese Art von Erhöhungen um 50 Basispunkte enden wird, kann ich nicht vorher sagen, aber es ist sehr klar, dass unsere Präsidentin in ihren Formulierungen den Plural verwendet hat, ich verwende hier den Plural. Es wird also nicht nach einer einzigen 50-bps-Wanderung aufhören, das ist sicher.”

10. Januar 2023 EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat auf dem Internationales Symposium zur Unabhängigkeit der Zentralbank, Sveriges Riksbank, Stockholm am 10.01.2023 klargestellt, dass weitere Zinsanhebungen nötig sind: Nach Meinung der EZB sind deutliche höhere Leitzinsen nötig, um die Inflation auf das mittelfristige Ziel von 2 % zu drücken. Quelle: ecb.europa.eu.

 2022

Bundesbankpräsident Nagel erwartet eine “robuste Zinserhöhung” im Dezember 2022, deren Höhe allerdings in Abhängigkeit von den unmittelbar vor der EZB-Zinserhöhung veröffentlichten Verbraucherpreisen abhängen wird.

08.12.2022 François Villeroy de Galhau, der Chef der Notenbank von Frankreich spricht sich für eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte am 15. Dezember aus. Während die Märkte jetzt weitgehend eine Erhöhung um 50 Basispunkte einpreisen, nachdem eine lange Liste von politischen Entscheidungsträgern den Schritt unterstützt hat, deuten Kommentare von Villeroy, einem Zentristen im zinsbestimmenden EZB-Rat, darauf hin, dass der Schritt alles andere als beschlossene Sache ist.
“Ich gehe davon aus, dass die Inflation bis etwa 2024-2025 übertroffen sein wird“, sagte er und fügte hinzu, dass er der Meinung sei, dass Frankreich und Europa einer harten wirtschaftlichen Landung entgehen werden und dass eine Rezession im nächsten Jahr unwahrscheinlich sei.” Quelle: reuters.com

20.11.2022 Interview mit Philip R. Lane, Mitglied des Direktoriums der EZB, geführt von Luke Heighton am 16. November 2022

Frage: Was müssten Sie sehen, um eine Anhebung der Zinsen um 75 Basispunkte im Dezember zu empfehlen? Was würde umgekehrt eine geringere Zinserhöhung rechtfertigen?

P. Lane: “Im Dezember werden wir eine weitere Erhöhung vornehmen, und das Ausmaß sollte weiterhin Fortschritte in Richtung des erforderlichen Niveaus machen. Aber es ist nicht notwendig, sich vorzustellen, diesen Übergang im Dezember abzuschließen. Jedes Treffen ist anders. Aber eine Plattform für die Erwägung einer sehr großen Erhöhung, wie z. B. 75 Basispunkte, ist nicht mehr vorhanden.”

Die Survey of Monetary Analysts gehen für Ende 2022 im Median von einem Leitzins von 2,50% aus.

Commerzbank Research erwartet den Hauptrefinanzierungssatz in 12/2022 bei 2,75%.

M. M. Warburg prognostieziert für Ende 2022 einen Satz von 2,50%.