Auch in Polen haben die Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine ihre Spuren in Form von deutlich gestiegenen Verbraucherpreisen hinterlassen. Die Preise sind insbesondere für Dienstleistungen, Nahrungsmittel und Energie deutlich gestiegen. Die Inflation in Polen gehört mit 12,5% im Mai zusammen mit Tschechien 2023 mit zu den Spitzenreitern in Europa.
Nachdem die HVPI-Inflation im Laufe des Jahres 2022 stets überraschend positiv war, scheint sie in 2023 ihren Höhepunkt erreicht zu haben, denn von 17,2 % im Februar 2023 ging es im März auf 15,2 % über 14,0% im April auf 12,5% im Mai 2023. Die Energiepreisinflation dürfte ihren Abwärtstrend im Jahr 2023 fortsetzen (Tabelle 1), unterstützt durch starke Basiseffekte und sinkende Rohstoffpreise.
Kerninflation August 10,0%
In Polen zeigte die Inflationsrate, gemessen am HVPI, im Jahr 2023 eine tendenzielle Abnahme. Der Jahresbeginn wurde von einer hohen Inflation von 15,9% im Januar gekennzeichnet, die im Februar ihren Höhepunkt mit 17,2% erreichte. Dies war der höchste Wert in den ersten acht Monaten des Jahres. Danach setzte ein stetiger Rückgang ein: Im März fiel sie auf 15,2% und verringerte sich im April weiter auf 14,0%. Im Mai und Juni ging die Rate weiter zurück und erreichte Werte von 12,5% bzw. 11,5%. Im Juli und August verlangsamte sich der Rückgang der Inflation leicht, wobei Werte von 10,3% bzw. 10,1% verzeichnet wurden. Insgesamt zeigt die Entwicklung eine Abwärtstendenz der Inflation in den ersten acht Monaten des Jahres 2023.
Auch die schwächelnde Inlandsnachfrage und die hohen Zinsen dürften einen Abwärtsdruck auf die Inflation ausüben, insbesondere auf die Kerninflationskomponente. Dennoch dürfte die Inflation aufgrund des robusten Lohnwachstums und der verzögerten Weitergabe erhöhter Energiepreise an die Kerninflationskomponenten deutlich über dem Ziel der Zentralbank bleiben. Infolgedessen wird erwartet, dass sich die HVPI-Inflation nach 11,7 % im Jahr 2023 verlangsamt – aber hoch bleibt – und bei 6,0 % im Jahr 2024 liegt.
Inflationsrate 2023
Wie haben sich die Verbraucherpreise (ceny konsumenta) in Polen in 2023 bisher entwickelt? Die Höchstwerte der Inflation hat das Land vermutlich im Februar 2023 gesehen. Über den März, April und Mai ist ein deutlicher Abwärtstrend der Raten erfolgt. Der Rückgang der Inflation im April gegenüber März war hauptsächlich auf einen langsameren Anstieg der Lebensmittelpreise im Jahresvergleich zurückzuführen, der größtenteils mit einer hohen Referenzbasis zusammenhängt. Der Inflationsrückgang dürfte als Trend auch in den kommenden Monaten anhalten.
Tab. 1: Inflationsrate in Polen 2023 (HVPI)
Monat in 2023 | Inflation in Polen (HVPI) |
Januar | 15,9% |
Februar | 17,2% |
März | 15,2% |
April | 14,0% |
Mai | 12,5% |
Juni | 11,5% |
Juli | 10,3% |
August | 10,1% |
September | ?% |
Polen Kerninflation 2023
Die Entwicklung der Kerininflation ist in der Tabelle 2 angegeben.
Tab. 2. Kerninflation in Polen 2023
2023 | Kerninflation in % |
Januar | 13,6 |
Februar | 13,1 |
März | 12,3 |
April | 12,2 |
Mai | 11,5 |
Juni | 11,1 |
Juli | 10,6 |
August | 10,0 |
September | ?% |
Im Jahr 2023 zeigte die Kerninflation in Polen eine deutliche Abwärtstendenz. Der Januar begann mit einem Wert von 13,6%, der bereits im Februar leicht auf 13,1% sank. März und April verzeichneten weitere Rückgänge, wobei der März bei 12,3% und der April knapp dahinter bei 12,2% lag. Von Mai bis August setzte sich der Abwärtstrend stetig fort: Mai bei 11,5%, Juni bei 11,1%, Juli bei 10,6% und schließlich August bei 10,0%.
Um einen statistischen Überblick zu geben: Der Durchschnittswert der Kerninflation in diesen acht Monaten betrug etwa 11,8%. Dies zeigt, dass trotz der allgemeinen Abwärtstendenz der Werte die Kerninflation in Polen im Jahr 2023 immer noch relativ hoch war.
Die stetige Abnahme im Verlauf des Jahres könnte auf wirtschaftspolitische Maßnahmen, verbesserte wirtschaftliche Bedingungen oder eine Kombination von Faktoren hinweisen. Die genauen Gründe erfordern jedoch eine tiefergehende Analyse und Betrachtung des gesamtwirtschaftlichen Kontexts Polens in diesem Jahr.
Historischen Entwicklung
In der Abbildung 1 ist die zeitliche Entwicklung der Inflation dargestellt. In 1997 waren die Verbraucherpreise bereits sehr stark, um 15% gegenüber 1996, gestiegen. Bis 2002 erfolgte dann ein kontinuierlicher Rückgang der Raten. Seit 2015 ist die Inflationsrate in Polen wieder gestiegen: von -0,7% in 2015 über 3,7% in 2020 auf 13,2% in 2022.
Abb. 1. Entwicklung der Inflationsrate anhand der Jahresmittelwerte von 1997 – 2022. Quelle: nbp.pl
Die Inflationsrate Polens war im Dezember 2022 mit 16,6% gegenüber dem Vorjahr, niedriger als im November 2022 (17,5%) aber weit über dem Ziel der Zentralbank von 2,5%. Die Preise stiegen langsamer für Lebensmittel, Wohnen und Verkehr. Die Inflationsrate Polens ist seit 2018 stetig gestiegen und war 2021 die höchste in einem Jahrzehnt zusammen mit Ungarn in der Region. Die Hauptfaktoren für die Teuerung waren höhere Lebensmittel- und Energiekosten, die 66 Prozent des Preisanstiegs ausmachten.
Wichtige Faktoren, die die Inflationsrate in Polen beeinflussen
Welche Einflussfaktoren wirken besonders auf die Verbraucherpreise in Polen ein? Hier sind einige Schlüsselfaktoren:
Geldpolitik: Die von der Polnischen Nationalbank (NBP) festgelegte Geldpolitik spielt eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle der Inflation. Die NBP legt Zinssätze fest, verwaltet die Geldmenge und führt Offenmarktgeschäfte durch, um Kreditkosten und Liquidität in der Wirtschaft zu beeinflussen. Anpassungen der Geldpolitik können sich auf den Inflationsdruck auswirken. Allerdings setzt die EZB den Leitzins für die gesamte Eurozone fest. Aktuell kommt jedem EZB-Zinsentscheid eine besondere Bedeutung zu. Bei ihrer geldpolitischen Entscheidung muss die EZB auch die hohen Verbraucherpreise in Polen mit einbeziehen.
Nachfrage und Gesamtausgaben: Nachfrageseitige Faktoren wie Verbraucherausgaben, Investitionen und Staatsausgaben können die Inflation beeinflussen. Wenn die Nachfrage schneller steigt als die Fähigkeit der Wirtschaft, Waren und Dienstleistungen bereitzustellen, kann dies zu einer nachfragebedingten Inflation führen. Wenn umgekehrt die Gesamtausgaben sinken, kann dies zu einer geringeren Inflation führen.
Produktionskosten: Änderungen der Produktionskosten, einschließlich Löhne, Rohstoffe, Energiepreise und Importkosten, können die Inflation beeinflussen. Wenn die Inputkosten steigen, können die Produzenten diese Kosten an die Verbraucher weitergeben, was zu höheren Preisen führt.
Wechselkurse: Da Polens Wirtschaft offen und handelsabhängig ist, können Wechselkursschwankungen Auswirkungen auf die Inflation haben. Wertänderungen des polnischen Złotys gegenüber anderen Währungen können die Importpreise und die Kosten importierter Waren beeinflussen, was sich auf die allgemeine Inflationsrate auswirken kann. Hier können Sie mit unserem Rechner direkt Zloty in Euro umrechnen.
Regierungsrichtlinien und -vorschriften: Von der Regierung umgesetzte Steuerpolitik, Steuern, Subventionen und Regulierungsmaßnahmen können die Inflation beeinflussen. Staatliche Ausgabenentscheidungen und -politiken in Bezug auf Sektoren wie Landwirtschaft, Energie und Wohnungsbau können indirekte Auswirkungen auf die Preise haben.
Globale Faktoren: Internationale wirtschaftliche Entwicklungen, einschließlich Rohstoffpreise, globale Inflationstrends und Handelspolitik, können die Inflation in Polen beeinflussen. Veränderungen in der globalen Angebots- und Nachfragedynamik, geopolitische Ereignisse und Finanzmarktbedingungen können Inflationsdruck auf die Binnenwirtschaft übertragen.
Inflationserwartungen: Die Erwartungen der Öffentlichkeit an die zukünftige Inflation können die aktuelle Inflationsdynamik beeinflussen. Wenn Haushalte und Unternehmen mit höheren künftigen Preisen rechnen, können sie ihr Verhalten anpassen, indem sie beispielsweise die Löhne erhöhen oder die Preise erhöhen, was zu Inflationsdruck beitragen kann.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Faktoren miteinander interagieren und ihr Einfluss auf die Inflation im Laufe der Zeit variieren kann. Wirtschaftsbedingungen, Regierungspolitik und globale Ereignisse können sich alle auf die Inflation in Polen auswirken.
Prognosen
Die Prognose der Europäischen Kommission zur Inflation in Polen ist für das Jahr 2023 11,4% und damit niedriger als in der Frühjahrsprognose erwartet. Die Inflation bei Energie und unverarbeiteten Nahrungsmitteln ging im zweiten Quartal 2023 stark zurück, unterstützt durch starke Basiseffekte und sinkende Rohstoffpreise. Die Kerninflationsrate verlangsamt sich seit März 2023 vor dem Hintergrund einer schwächelnden Inlandsnachfrage und hoher Zinssätze.
Trotz erheblicher Gegenwinde setzte die polnische Wirtschaft im Jahr 2022 ihren starken Wachstumskurs fort, unterstützt durch einen expansiven Finanzkurs, eine günstige Lage auf dem Arbeitsmarkt und den großen Zustrom von Vertriebenen aus der Ukraine. Daten zur Realwirtschaft deuten darauf hin, dass sich das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal deutlich abgeschwächt hat, was unter anderem auf die erhöhte Inflation und strengere Finanzierungsbedingungen zurückzuführen ist.
Bis zum Jahresende 2023 wird die Inflation in Polen höchstwahrscheinlich unter 10 % fallen, vermutlich aber auf hohem Niveau verbleiben.
Tab. 2: Prognose zur Inflation in der Polen 2021 – 2028. Quelle: Quelle: imf.org, economy-finance.ec.europa.eu
Prognose Jahr | 2023 | 2024 | 2025 | 2026 | 2027 | 2028 |
Prognose Europäische Kommission | 11,4% | 6,1% | – | – | – | – |
Prognose IMF | 11,9% | 6,1% | 4,1% | 3,4% | 2,9% | 2,5% |
Prognose 2024 der Europäische Kommission
Sommer vom 11.09.2023
Im gesamten Jahr 2024 wird die Inflation laut Prognose voraussichtlich über dem Zentralbankziel von 2,5 % bleiben und für das Gesamtjahr 6,1 % erreichen. Die EU-Kommission erwartet, dass die Energiepreise im ersten Quartal 2024 steigen, da staatliche Energiemaßnahmen im Zusammenhang mit den Preisen für Strom, Gas, Kohle und Heizung auslaufen. Es wird erwartet, dass die neuen fiskalischen Maßnahmen und eine beträchtliche Erhöhung des Mindestlohns im Jahr 2024 den Kerninflationsdruck erhöhen werden.
Frühjahr
Die Vorhersage der Europäische Kommission für die Inflationsrate in Polen 2023 ist 11,7% und die Prognose für 2024 ist ein Rückgang auf 6,1% (Stand: 11.09.2023). Eine ähnliche Erwartung hat der Internationale Währungsfonds (IMF), der für 2023 11,9% und für 2024 für die Verbraucherpreise ein Plus von 6,1% erwartet. Der IMF rechnet für Polen 2025 mit einer Inflation von 4,1%, 2026 3,4%, 2027 mit 2,9% und schließlich für 2028 mit 2,5%.
Es wird erwartet, dass sich die polnische Wirtschaft stark verlangsamt und im Jahr 2023 um 0,5 % wächst. Dabei werden die Lagerbestände einen negativen Beitrag leisten und der reale private Konsum dürfte sinkt. Im Gegensatz sollten die Nettoexporte und die Investitionen wachsen. Das reale BIP schrumpfte im zweiten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal um 2,2 %, wird sich aber in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 voraussichtlich wieder erholen. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte profitiert von erheblicher fiskalischer Unterstützung, insbesondere durch Maßnahmen zur Energieförderung. Dies gilt auch für den privaten Konsum 2023. Sinkende Reallöhne, ein schwaches Verbrauchervertrauen und hohe Kreditkosten dürften aufgrund des hohen Anteils von Hypotheken mit variablen Zinssätzen negativ beeinflusst werden. Positiv zu vermerken ist, dass sich das Investitionswachstum im ersten Halbjahr 2023 aufgrund widerstandsfähigerer privater Investitionen und stärkerer öffentlicher Investitionen, auch aus EU-Mitteln, beschleunigte.
Die HVPI-Inflation verlangsamte sich rasch von ihrem Höchststand von 17,2 % im Februar 2023 auf 10,3 % im Juli 2023. Die Inflation bei Energie und unverarbeiteten Nahrungsmitteln ging im zweiten Quartal 2023 stark zurück, unterstützt durch starke Basiseffekte und sinkende Rohstoffpreise. Die Inflation ohne Energie und unverarbeitete Lebensmittel verlangsamt sich seit März 2023 vor dem Hintergrund einer schwächelnden Inlandsnachfrage und hoher Zinssätze. Die Gesamtinflation wird im Jahr 2023 voraussichtlich 11,4 % erreichen und damit niedriger sein als in der Frühjahrsprognose prognostiziert.
Die Prognose für die Inflation in Polen 2024: Die Verbraucherpreise werden voraussichtlich über dem Zentralbankziel von 2,5 % bleiben und für das Gesamtjahr 6,1 % erreichen. Es wird erwartet, dass die Energiepreise im ersten Quartal 2024 steigen, da staatliche Energiemaßnahmen im Zusammenhang mit den Preisen für Strom, Gas, Kohle und Heizung auslaufen. Es wird erwartet, dass die neuen fiskalischen Maßnahmen und eine beträchtliche Erhöhung des Mindestlohns im Jahr 2024 den Kerninflationsdruck erhöhen werden.
Prognose des Internationalen Währungsfonds, 2024, 2025, 2026, 2027 bis 2028
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat Prognosen zur Inflation in Polen für die kommenden Jahre veröffentlicht. Für das Jahr 2023 wird eine Inflation von 11,90% erwartet, die bis 2024 auf 6,10% sinkt. Die Prognosen für die Folgejahre zeigen einen weiteren Rückgang: 4,10% im Jahr 2025, 3,40% im Jahr 2026, 2,90% im Jahr 2027 und schließlich 2,50% im Jahr 2028. Dies deutet auf eine allmähliche Stabilisierung der polnischen Wirtschaft hin. Allerdings würde Polen mit dieser Prognose auch langfristig das Inflationsziel der EZB mit annähernd 2% nicht erreicht.
Weiter Informationen zum Land finden Sie hier über die Mehrwertsteuer in Polen.
Zur Inflation finden Sie hier zu einzelnen Länder wie die Türkei, USA, Deutschland oder Europa.
Literatur und Quellangaben
Europäische Kommission Economic forecast for Poland. Text.
Polnische Nationalbank https://nbp.pl/