Zinsentwicklung Prognose für 2030Noch vor 2 Jahren wurden die 20er Jahre von vielen Analysten komplett als Niedrigzinsära ausgerufen. Inzwischen wissen wir: da wurde die Zukunft aus der Vergangenheit fortgeschrieben, was sich als falsch herausstellte. Selbst die EZB hat noch Anfang 2022 niedrige Zinssätze in den kommenden Jahren erwartet. Die Zinsen in 2025 und die Futures zeigen: Das Niedrigzinszeitalter ist auf absehbare Zeit erst einmal passé. Institutionelle Investoren, Versicherungen und Privatanleger die langfristig Kapital anlegen, sind an längerfristigen Voraussagen interessiert: wegen dem Beginn eines neuen Jahrzehnts besonders an einer Prognose zur Zinsentwicklung in 2030.

 

Zinsentwicklung Prognose 2030, 2035, 2040

Seriöse Prognosen liegen für 2030 oder länger bis 2040 nur wenige vor. Hintergrund ist die hohe Volatilität bei Inflation und Zinsen. Aktuell ist nicht klar, wie Einzelpersonen, Unternehmen sowie Landes- und Kommunalverwaltungen auf die jüngsten fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen der EZB und der Bundesregierung reagieren werden. Auch die internationalen Bedingungen können sich auf unvorhergesehene Weise ändern. Beispielsweise wenn Donald Trump mit seinen Strafzöllen die globale Wirtschaft bremsen sollte oder für seine Steuersenkungsplände deutlich mehr Schulden macht. Dadurch könnten die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen deutlich steigen. Deshalb sind Prognosen zur Zinsentwicklung in 2030 zwar möglich, aber mit sehr großem Fehlerpotenzial verknüpft.

Lesetipp: Bauzinsen in 2025 und Zinsentwicklung in 2025.

Bundesanleihen 30 Jahre Laufzeit

Der Bund emittiert auch Bundesanleihen mit 30 Jahren Laufzeit. Als Beispiel für eine Bund30 Anleihe (DE0001102614) wurde am 13.09.2023 mit einem Kupon von 1,80% und 24,0 Mrd. € Volumen. Die Fälligkeit ist 15.08.2053.

In der Tabelle 8 sind Kennzahlen zu Bundesanleihen mit 7, 10, 15 und 30 Jahren Laufzeit angegeben.

Tab. 8: Zinssatz (Kupon) und weitere Daten von emittierte Bundesanleihen mit 7, 10, 15 und 30 Jahren Laufzeit. Quelle: deutsche-finanzagentur.de

Anleihe Fälligkeit Kupon Umlaufend Letzte Emission ISIN
2000 (2030) Bund 04.01.2030 6,25% 11.750 Mio. € 16.04.2020 DE0001135143
2020 (2030) Bund 15.02.2030 0,00% 28.000 Mio. € 21.10.2022 DE0001102499
2020 (2030) II Bund 15.08.2030 0,00% 33.500 Mio. € 20.07.2022 DE0001102507
2023 (2030) Bund 15.11.2030 2,40% 10.000 Mio. € 04.10.2023 DE000BU27006
2000 (2031) Bund 04.01.2031 5,50% 21.500 Mio. € 16.04.2020 DE0001135176
2021 (2031) Bund 15.02.2031 0,00% 28.000 Mio. € 21.10.2022 DE0001102531
2021 (2031) II Bund 15.08.2031 0,00% 32.000 Mio. € 02.11.2022 DE0001102564
2022 (2032) Bund 15.02.2032 0,00% 31.000 Mio. € 21.10.2022 DE0001102580
2022 (2032) Bund 15.08.2032 1,70% 28.000 Mio. € 30.11.2022 DE0001102606
2023 (2033) Bund 15.02.2033 2,30% 38.250 Mio. € 05.07.2023 DE000BU2Z007
2023 (2033) Bund 15.08.2033 2,60% 23.000 Mio. € 18.10.2023 DE000BU2Z015
2003 (2034) Bund 04.07.2034 4,75% 24.500 Mio. € 16.04.2020 DE0001135226
2020 (2035) Bund 15.05.2035 0,00% 22.500 Mio. € 28.10.2020 DE0001102515
2021 (2036) Bund 15.05.2036 0,00% 25.750 Mio. € 02.08.2023 DE0001102549
2005 (2037) Bund 04.01.2037 4,00% 28.250 Mio. € 26.04.2023 DE0001135275
2022 (2038) Bund 15.05.2038 1,00% 19.250 Mio. € 02.08.2023 DE0001102598
2007 (2039) Bund 04.07.2039 4,25% 19.250 Mio. € 01.03.2023 DE0001135325
2008 (2040) Bund 04.07.2040 4,75% 21.500 Mio. € 24.05.2023 DE0001135366
2010 (2042) Bund 04.07.2042 3,25% 19.500 Mio. € 16.04.2020 DE0001135432
2012 (2044) Bund 04.07.2044 2,50% 30.500 Mio. € 25.01.2023 DE0001135481
2014 (2046) Bund 15.08.2046 2,50% 31.500 Mio. € 20.04.2022 DE0001102341
2017 (2048) Bund 15.08.2048 1,25% 37.500 Mio. € 11.10.2023 DE0001102432
2019 (2050) Bund 15.08.2050 0,00% 39.500 Mio. € 16.08.2023 DE0001102481
2021 (2052) Bund 15.08.2052 0,00% 28.500 Mio. € 11.10.2023 DE0001102572
2022 (2053) Bund 15.08.2053 1,80% 24.000 Mio. € 13.09.2023 DE0001102614

Üblicherweise sind Bundesanleihen mit zunehmender Laufzeit mit höheren Kupons ausgestattet. Aus der Tabelle 8 ist zu entnehmen, dass die Zinserwartung aktuell von langfristig geringeren Zinsen als im kürzeren Laufzeitbereich ausgeht. Wo die Zinsen 2040 oder 2050 stehen werden, ist dann eine andere Sache….

Einflussfaktoren auf langfristige Prognosen wie z. B. bis 2050, 2100

Bei langfristigen Zinsprognosen gibt es viele Unsicherheiten, die sich auf die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Prognosen wie zum Beispiel bis 2050 oder sogar 2100 auswirken können. Es gibt aber auch Anleihen mit sehr langen Laufzeiten, bei denen die Emittenten den Zinskupon für Jahrzehnte im Voraus festlegen mussten und entsprechend vorher Zinsdynamiken evaluiert haben. ein Beispiel ist die Anleihe mit der WKN A1ALVC. Diese Anleihe hat eine unbestimmte Laufzeit und wurde 2009 von der Deutsche Bank Capital Funding Trust XI mit dem Zinskupon von 9,5% ausgegeben.
Österreich hat das Niedrigzinsumfeld am 20.09.2017 genutzt und eine 100-jährige Anleihe (WKN: A19PCG bzw.  ISIN: AT0000A1XML2), ausgegeben. Die Laufzeit ist damit 2117, der Nominalzinssatz ist 2,1%. Die Rendite wird am 18. Januar 2025 mit 3,016 % angegeben.

Hier finden Sie Informationen zur EZB Leitzins Prognose 2025.

Einfluss der Leitzinsen

Leitzinsen, die von Zentralbanken wie der US-Notenbank festgelegt werden, wirken sich direkt auf die kurzfristigen Zinsen aus. Wenn die Zentralbank die Leitzinsen erhöht oder senkt, ändern sich in der Regel die Zinssätze für kurzfristige Kredite und Anleihen.

Marktpsychologie und geopolitische Einflüsse: Andere Faktoren wie geopolitische Ereignisse, Wirtschaftsdaten oder die Finanzlage eines Landes können ebenfalls die langfristigen Zinsen beeinflussen. Manchmal können solche Faktoren dazu führen, dass die langfristigen Zinsen sich anders entwickeln, als es die Veränderung der Leitzinsen allein erwarten ließe.

Perspektiven

In der Regel gibt es eine positive Steigung der Zinsstrukturkurve, was bedeutet, dass langfristige Zinsen höher sind als kurzfristige. Wenn die Zentralbank die Leitzinsen anhebt, verschiebt sich diese Kurve in der Regel nach oben. Allerdings kann es auch zu einer inversen Zinsstrukturkurve kommen, bei der kurzfristige Zinsen höher sind als langfristige. Dies passiert, wenn die Märkte erwarten, dass die Zentralbank die Zinsen in naher Zukunft wieder senkt.

USA: In den Projektionen der US-Notenbank von Dezember 2024 gehen die FOMC-Mitglieder von langfristigen Leitzinsen von 3,0% aus. Das wäre ein deutlich höheres Zins-Niveau als in den Jahren vor der Anhebung der Leitzinsen in 2022/2023. Die deutschen Staatsanleihen reagieren zu einem gewissen Grad auf die Entwicklung ihrer US-Pendants.

Europa/Deutschland: Auch die EZB-Leitzinsen könnten aufgrund der zu erwartenden Inflation in Europa deutlich über dem langjährigen Niveau vor dem starken Zinsanstieg ab 2022 verharren. Aktuell ist die Marke von 2% als langfristige Prognose aktuell.
Deutlich höhere Budgets für Rüstung/Verteidigung, die Infrastruktur, die  Sozialsysteme etc. dürften auch in Deutschland für relativ hohe Zinssätze sorgen.

Die Redaktion geht in ihrer Prognose für Hypothekenzinsen in 2030 von Werten zwischen 2% bis 4,0% für Laufzeiten von 10 Jahren und einer Beleihung von 80% aus.

Wichtige Unsicherheiten, die es bei langfristigen Prognosen zu berücksichtigen gilt

Jede Menge kann passieren, was das künftige Zinsumfeld verändert. Hier sind einige Faktoren diskutiert:

Wirtschaftliche Faktoren

Die wirtschaftlichen Bedingungen spielen eine wichtige Rolle bei der Festlegung der Zinssätze. Verschiedene Wirtschaftsindikatoren wie Inflationsraten, BIP-Wachstum, Beschäftigungsniveau und Zentralbankpolitik können schwanken und zu Unsicherheiten bei den langfristigen Zinsprognosen führen. Unvorhergesehene Änderungen der wirtschaftlichen Bedingungen können zu unerwarteten Zinsänderungen führen.

Regierungsrichtlinien und insbesonder die Geldpolitik der Notenbanken

Regierungsrichtlinien und -vorschriften können tiefgreifende Auswirkungen auf die Zinssätze haben. Die Zentralbanken legen eine Geldpolitik fest, die sich direkt auf die kurzfristigen Zinssätze auswirkt. Die langfristigen Zinssätze können jedoch auch durch die Finanzpolitik beeinflusst werden, beispielsweise durch Änderungen der Staatsausgaben oder der Besteuerung. Der Zeitpunkt und die Wirksamkeit politischer Änderungen sind oft ungewiss, was langfristige Zinsprognosen schwierig macht. Aktuell schaut der Finanzmarkt besonders auf die Europäische- und die Amerikanische-Notenbank. Der EZB-Zinsentscheid bewegt die europäischen Märkte. Einen noch größeren Hebel auf die globalen Börsen hat der Zinsentscheid der FED.

Marktstimmung und Anlegerverhalten

Die Marktstimmung und das Anlegerverhalten können zu erheblicher Volatilität und Unsicherheit bei den Zinsprognosen führen. Die Erwartungen, die Risikobereitschaft und die Wahrnehmung der wirtschaftlichen Lage der Anleger können zu Schwankungen in der Nachfrage nach Anleihen und anderen zinssensitiven Wertpapieren führen, was zu Änderungen der langfristigen Zinssätze führt.

Globale Faktoren

Zinssätze werden durch globale wirtschaftliche und geopolitische Ereignisse beeinflusst. Faktoren wie internationale Handelspolitik, Wechselkurse, politische Instabilität und globale Marktbedingungen können sich auf die langfristigen Zinssätze auswirken. Unvorhergesehene Ereignisse wie Finanzkrisen oder große geopolitische Veränderungen können zu Unsicherheiten führen, die sich auf Zinsprognosen auswirken.

Unvorhergesehene Ereignisse

Langfristige Zinsprognosen können durch unvorhergesehene Ereignisse mit erheblichen wirtschaftlichen Folgen gestört werden. Naturkatastrophen, Pandemien, Kriege oder andere unerwartete Ereignisse können zu erheblichen Störungen auf den Finanzmärkten führen und die Zinserwartungen verändern. Es ist schwierig, diese Ereignisse genau vorherzusagen, und ihre Auswirkungen auf die Zinssätze können schwer zu quantifizieren sein.

Modellbeschränkungen

Die Prognose von Zinssätzen basiert auf Modellen und der Analyse historischer Daten. Diese Modelle können jedoch inhärente Einschränkungen und Annahmen aufweisen, die möglicherweise nicht alle relevanten Faktoren erfassen. Änderungen der Wirtschafts- oder Marktbedingungen, die erheblich von historischen Mustern abweichen, können die Genauigkeit der Modelle in Frage stellen und zu Unsicherheiten bei langfristigen Zinsprognosen führen.

Literatur

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Chadha, J. S. and Corrado, L. 2012: Macro-prudential policy on liquidity: What does a DSGE model tell us? Journal of Economics and Business, 64(1):37–62. 21.

Chadha, J. S., Corrado, L., and Meaning, J. 2012:. Reserves, liquidity and money: An assessment of balance sheet policies. CEIS Working Paper 230, CEIS.

Christensen J. H. E. 2005: The Dynamics of Economic Functions: An Application to the German Term Structure of Interest Rates.