Was ist Kerninflation?Es existieren verschiedene Methoden Änderungen von Verbraucherpreisen zu messen und zu berechnen. Prinzipiell geht es dabei immer darum, Preisänderungen von Waren und Dienstleistungen zu erfassen. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Energieprodukte wie Benzin und Öl, aber auch Nahrungsmittel sehr volatil sind und die Inflationsraten besonders beeinflussen. Um diese Einflüsse auszuschließen wurde das Konzept der Kerninflation entwickelt.
In der Öffentlichkeit ist der Verbraucherpreisindex die wichtigste Bezugsgröße, die vom Statistischen Bundesamt monatlich erhoben wird und auch in den Medien jeweils ausführlich analysiert wird. Für die EZB spielt bei der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung die Core Inflation (Kerninflation) eine wichtige Rolle. Die Kerninflation im Euroraum ist im März 2024 mit 3,3%, im April und Mai mit je 3,0, Juni 2,9%, Juli 2,8% und 2,8% im August zwar gegenüber den Vormonaten rückläufig, liegt aber noch immer deutlich über dem Zielwert der Notenbank. Die Prognosen liegen für 2024 bei ca. 3% und für 2025 bei ca. 2,5%.

info Kerninflation Deutschland im September 2024 = 2,7%, (August 2024 2,8%, Juli 2,9%, Juni 2,9%, Mai 2024 3,0%, Dezember 2023 3,5%)
Durchschnitt 2022 = 3,9%
Core Inflation* Euroraum September 2024 2,7% (August 2024 2,8%)
(* Gesamtindex HVPI ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak. Quelle: ec.europa.eu)

Core Inflation China August 2024 = -0,2%
Polen
Türkei

Das Statistische Bundesamt hat im Februar 2023 eine routinemäßige Revision durchgeführt. Dabei wurden die Daten zum Verbraucherpreisindex ab 2021 auf das Basisjahr 2020 umgestellt und korrigiert. Dadurch ergeben sich auch bei der Kerninflation Abweichungen zu den vor der Revision veröffentlichten Daten für den Zeitraum 1.1.2021 – 31.12.2022.

Hier finden Sie eine Übersicht zur Inflation Deutschland 2023 einen Inflationsrechner und hier zur USA Inflation.

Entwicklung der Kerninflation in Deutschland

Die Entwicklung der Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel seit 2006 ist in der Abbildung 1 dargestellt.

Inflationsrate und der Kerninflationsrate (ohne Berücksichtigung von Energie- und Nahrungsmittelpreise) in Deutschland

Abb. 1: Entwicklung von Inflation und Kerninflation (Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie) in Deutschland von 2006 – September 2024. Revision von 2/2023 berücksichtigt. Datenquelle: destatis.de

Aus der Abbildung 1 wird deutlich:
Aktuell ist die Kerninflation mit 2,8% im August höher als die Inflationsrate mit 1,9% und liegt deutlich über dem EZB Zielwert von nahe 2% und über dem langjährigen Mittel von 1,2% (Zeitraum 01.01.2006 – 31.07.2020). Sie schwankt deutlich weniger als die Inflationsrate, da bei der Berechnung die Preisentwicklung von Energie und Nahrungsmittel nicht berücksichtigt wird. Insbesondere der Ölpreis zeigt in den letzten Jahren sehr große Schwankungen.

Die Definition von Kerninflation ist die Inflationsrate ohne den Beitrag von Energie und Nahrungsmittel. Der Begriff stammt von dem deutschen Ökonom Otto Eckstein (1981).

In den folgenden Tabellen sind die Daten für verschiedene Jahre jeweils für einzelne Monate angegeben.

2024

Die Entwicklung der Kernverbraucherpreise in Deutschland im Jahr 2024 zeigt einen allmählichen, aber nur relativ geringen Rückgang von 3,4 % im Januar auf 2,8 % im August (Tabelle 1 und Abbildung 2). Trotz dieser Abnahme liegt die Rate weiterhin deutlich über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 %. Entscheidend ist, dass dieser Rückgang nicht von einer Entspannung im Dienstleistungssektor getragen wird. Im Gegenteil: Die Preisentwicklung in der Dienstleistungsbranche bleibt robust und trägt maßgeblich dazu bei, dass die Kerninflation auf einem relativ hohen Niveau verharrt.
Und damit die Herausforderungen, vor denen die EZB bei der Wiederherstellung der Preisstabilität steht, unterstreicht. Der Dienstleistungssektor ist dafür bekannt, dass Preisanpassungen langsamer, aber auch nachhaltiger erfolgen, was die Wirksamkeit geldpolitischer Maßnahmen einschränkt. Das nominale Lohnwachstum betrug im 2. Quartal 2024 immerhin 5,4%. Dies bedeutet, dass selbst bei einem Rückgang in anderen Bereichen der Kerninflation, wie etwa bei langlebigen Konsumgütern, der anhaltende Preisdruck im Dienstleistungssektor die Kernrate hochhält.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der zukünftigen geldpolitischen Strategie der EZB. Die letzte Meile der Inflationsbekämpfung ist bekanntlich besonders schwierig.

Tab. 1: Kerninflation 2023 in Deutschland nach Monaten

Monat 2024 Kerninflationsrate
Januar 3,4 %
Februar 3,4%
März 3,3%
April 3,0%
Mai 3,0%
Juni 2,9%
Juli 2,9%
August 2,8%

Erst die weitere Entwicklung in den nächsten Monaten wird zeigen, ob eine Rückkehr zu niedrigen Niveaus stattfindet (Abbildung 2).

Kerninflation in Deutschland: Entwicklung von 2022 bis 2024

Abb. 2: Entwicklung der Kerninflation in Deutschland 2022 – 2024

2023

Im Durchschnitt beträgt die Kerninflation in Deutschland 2023 (Januar – September) 5,5% bei einem Median von 5,6% und einer Standardabweichung von 0,38. Die Volkswirte gehen von weiter fallenden Raten aus. Allerdings ist unklar wie schnell und auf welches Niveau der Rückgang erfolgen wird.
Im September 2023 hat sich die Inflation ohne Energie und Nahrungs weiter abgeschwächt. Mit 4,6% liegt der Wert auf dem des Vorjahresmonats. Im Juni 2023 geht es wieder aufwärts: +5,8% und damit so hoch wie im März und April 2023. Im Juni trugen Dienstleistungen mit+5,3% besonders zum Gesamtanstieg bei.
Im Mai 2023 gingen die Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel mit 5,4% gegenüber den Vormonaten leicht zurück. Viele Ökonomen sehen trotzdem eine Verfestigung der Inflation auf erhöhtem Niveau.

Auch die EZB beobachtet den Anstieg mit Argusaugen. EZB-Direktorin Isabel Schnabel sagt im Interview mit Bloomberg am 15.12.2022: “Wir haben unser Ziel in Bezug auf die Gesamtinflation definiert, aber wir wissen, was die Gesamtinflation mittelfristig antreibt, ist die Kerninflation.” In der Tabelle 1 sind die Daten für 2023 angegeben.

Tab. 1: Kerninflation 2023 in Deutschland nach Monaten

Monat 2023 Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel in %
Januar 5,6 %
Februar 5,7 %
März 5,8%
April 5,8%
Mai 5,4%
Juni 5,8%
Juli 5,5%
August 5,3%
September 4,6%
Oktober 4,3%
November 3,8%
Dezember 3,5%

2022

In der Tabelle 2 sind die Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel für 2022 im Vergleich zum Vorjahr angegeben.

Tab. 2: Kerninflationsrate 2022 vor und nach Revision von 2/2023

Monat 2022 nach Revision 2/2023 vor Revision 2/2023
Januar 2,7% 2,9%
Februar 2,8% 3,0%
März 3,0% 3,4%
April 3,4% 3,8%
Mai 3,7% 3,8%
Juni 3,3% 3,2%
Juli 3,5% 3,2%
August 3,7% 3,5%
September 4,6% 4,6%
Oktober 4,8% 5,0%
November 5,0% 5,0%
Dezember 5,2% 5,2%

Statistik: Durchschnitt

Von Januar bis Dezember 2022 beträgt die Kerninflation im Durchschnitt 3,9%, der Median liegt bei 3,5%.

Tab. 3: Statistik 2022

Mittelwert 3,8 %
Median 3,5 %
Standardabweichung 0,79

2021

Jahresrate 2021 = 2,4 %

Tab. 4: Kerninflation 2021 vor und nach Revision von 2/2023

Monat 2021 nach Revision 2/2023 vor Revision 2/2023
Januar 1,4% 1,4%
Februar 1,5% 1,4%
März 1,5% 1,4%
April 1,4% 1,3%
Mai 1,6% 1,9%
Juni 1,9% 1,8%
Juli 3,0% 2,7%
August 3,0% 2,8%
September 3,1% 2,9%
Oktober 3,1% 2,9%
November 3,3% 3,3%
Dezember 3,6% 3,7%

2020

Tab. 5: Daten 2020

Monat 2020 Kerninflationsrate in %
Januar 1,7
Februar 1,7
März 1,4
April 0,8
Mai 0,6
Juni 0,9
Juli -0,1
August 0
September -0,2
Oktober -0,2
November -0,3
Dezember -0,3

2019

Tab. 6: Daten 2019

Monat 2019 Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel in %
Januar 1,3
Februar 1,4
März 1,1
April 1,8
Mai 1,2
Juni 1,7
Juli 1,6
August 1,5
September 1,6
Oktober 1,6
November 1,7
Dezember 1,8

Kerninflation Prognosen

Die Antizipation wirtschaftlicher Entwicklungen spielt für geldpolitischen Entscheidungen der großen Notenbanken eine entscheidende Rolle. Insbesondere die Prognosen zur Kerninflation nehmen dabei einen prominenten Platz ein. Die Fähigkeit, vorausschauend zu agieren und frühzeitig auf mögliche wirtschaftliche Herausforderungen zu reagieren, ist ein zentrales Merkmal erfolgreicher Geldpolitik. Durch eine treffsichere Vorhersage zur Kernrate der Verbraucherpreise können Notenbanken Geldpolitik nicht nur auf aktuelle, sondern auch auf erwartete künftige Entwicklungen ausrichten.
Ein verlässliches Bild zukünftiger Inflationstrends gibt den Notenbanken das nötige Rüstzeug, um präventive Maßnahmen zu ergreifen. Würde man sich allein auf aktuelle Inflationsdaten stützen, so wäre das Handeln der Notenbanken reaktiv und möglicherweise weniger effizient. Vorhersagen zu den Kern-Verbraucherpreisen bieten hingegen eine Vorwarnfunktion, die es ermöglicht, frühzeitig gegensteuernde Maßnahmen, wie Zinserhöhungen oder -senkungen, zu ergreifen.
Letztendlich sind die Prognosen zur Kerninflation nicht nur Indikatoren für zukünftige wirtschaftliche Entwicklungen, sondern auch ein Ausdruck des Vertrauens, welches Marktteilnehmer in die Geldpolitik der Notenbank setzen.

In der Tabelle 7 werden Prognosen verschiedener Organisationen vorgestellt.
Die Bundesbank prognostiziert in ihrer Vorhersage vom 7. Juni 2024 nur einen verhaltenen Rückgang der Kerninflation. Für 2024 werden 3,1% erwartet, ein Wert der deutlich über dem EZB-Ziel von 2% liegt. Für 2025 wird eine Abnahme auf 2,5% und für 2026 auf 2,3% vorhergesagt.

Auch der Sachverständigenrat erwartet mit seinem Frühjahrsgutachten vom 15. Mai 2024 für das laufen Jahr mit 3,0% eine über der Inflationsrate liegende Kerrate. Für 2025 werden 2,4% erwartet.

Tab. 7: Prognosen zur Kerninflation 2024 und 2025

Prognose von Organisation Datum 2024 2025 2026
Deutsche Bundesbank (HVPI) 07.06.2024 3,10% 2,50% 2,3%
ifo München 06.03.2024 2,80% 2,20%
Deutsche Bank Research 03.07.2023 3,40%
Sachverständigenrat 15.05.2024 3,0% 2,4%
OECD von März 2023 3,10%

EZB (Core HICP inflation forecasts) zur HVPI-Inflation

Die aktuelleste Schätzung stammt von der EZB-Sitzung am 09.06.2022:
EU-Inflation 2022 = 3,3%, 2023 = 2,8% und 2024 = 2,3%.

Die bedeutendste Schätzung der Kerninflation ist die der Professionellen Prognostiker der Europäischen Zentralbank (ECB Survey of Professional Forecasters) EZB Forecaster.

Die Vorhersage der Professional Forecasters vom 2. Quartal 2022 ist in der Tabelle 1 angegeben.

Tab. 8: Prognose der Kerninflation für den Euroraum von 2021 – 2026. Quelle: www.ecb.europa.eu

Prognose von für 2022 2023 2024 long term
2022 Q2 2,9% 2,3% 2,0% 1,9%

Demnach erwarten die Prognostiker einen kontinuierlichen Anstieg der Core Inflation in den nächsten Jahren, von 0,8% in 2021 auf 1,0% in 2022 und 1,5% in 2026.

Berechnung

Wie wird die Kerninflation berechnet? Dazu wird der aktuelle Gesamtverbraucherpreis (Monat X) ohne Energie und Nahrungsmittel durch den Gesamtverbraucherpreis (Monat X) ohne Energie und Nahrungsmittel des Vorjahresmonats dividiert und mit 100 multipliziert. Durch Subtraktion von -100 ergibt sich die Kerninflationsrate des Monats x.

Formel

Die Formel zur Berechnung der Kerninflation lautet:

[(aktueller Verbraucherpreisindex ohne Energie und Nahrungsmittel / Verbraucherpreisindex ohne Energie und Nahrungsmittel Vorjahresmonat) • 100] – 100

Core Inflation Euroraum

Der Harmonisierte Verbraucherpreisindizes Gesamtindex (HVPI) ohne Energie und nichtverarbeitete Nahrungsmittel eines Monats im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die aktuelle Kerninflationsrate im Euroraum. In den folgenden Tabelle sind die Werte für 2024, 2023, 2022 und 2021 angegeben.

2024

Tab. 9: EU-Kerninflation 2024. Quelle: Eurostat

Monat 2024 Kerninflationsrate
Januar 3,3%
Februar 3,1%
März 2,9%
April 2,7%
Mai 2,9%
Juni 2,9%
Juli 2,9%
August 2,8%
September 2,7%

2023

Tab. 9.1: EU-Kerninflation 2023. Quelle: Eurostat

Monat 2023 Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel
Januar 5,2%
Februar 5,6%
März 5,7%
April 5,6%
Mai 5,3%
Juni 5,4%
Juli 5,5%
August 5,3%
September 4,6%
Oktober 4,2%
November 3,6%

2022

Tab. 10: EU-Kerninflation 2022. Quelle: Eurostat

Monat 2022 Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel
Januar 2,4%
Februar 2,7%
März 3,0%
April 3,5%
Mai 3,8%
Juni 3,7%
Juli 4,0%
August 4,3%
September 4,8%
Oktober 5,0%
November 5,0%
Dezember ?%

2021

Tab. 10: EU-Daten 2021. Quelle: Eurostat

Monat 2021 K.-Rate
Januar 1,4%
Februar 1,2%
März 1,0%
April 0,8%
Mai 0,8%
Juni 0,9%
Juli 0,9%
August 1,6%
September 1,9%
Oktober 2,1%
November 2,6%
Dezember 2,6%

HVPIs sind für internationale Vergleiche der Verbraucherpreisinflation konzipiert. Der Index wird zur Bewertung des Inflationskonvergenzkriteriums gemäß Artikel 121 des Vertrags von Amsterdam und von der EZB zur Bewertung der Preisstabilität für geldpolitische Zwecke verwendet. Die EZB definiert Preisstabilität auf der Grundlage der Jahresänderungsrate des HVPI des Euro-Währungsgebiets.

Die HVPI werden auf der Grundlage harmonisierter Normen erstellt, die für alle Mitgliedstaaten verbindlich sind. Vom Konzept her handelt es sich beim HVPI um Preisindizes vom Typ Laspeyres und werden als jährliche Kettenindizes berechnet, die jedes Jahr wechselnde Gewichtungen berücksichtigen.

Der HVPI wird auf der Grundlage der ECOICOP-HVPI-Klassifikation nach Verbrauchsausgaben aufgeschlüsselt.
HVPI werden unter Verwendung eines gemeinsamen Indexbezugszeitraums (2015 = 100) erstellt und veröffentlicht. Wachstumsraten werden aus veröffentlichten Indexständen berechnet.
Indizes sowie sowohl Wachstumsraten zum Vormonat (M/M-1) als auch zum entsprechenden Vorjahresmonat (M/M-12) sind weder kalender- noch saisonbereinigt.

Länder

In der folgenden Tabelle ist die Core Inflation 2022 für verschiedene Länder angegeben. Quelle: Eurostat.

Tab. 11: Kerninflation EU-Länder + Europäischer Wirtschaftsraum

Land Jan 2022 Feb 2022 Mrz 2022 Apr 2022 Mai 2022
[%] [%] [%] [%] [%]
Europäische Union 2,8 3,3 3,6 4,1 :
Belgien 2,2 3,6 3,1 3,3 3,4
Bulgarien 3,6 4,1 5,3 6,0 :
Dänemark 1,8 2,6 2,9 3,4 :
Deutschland 2,8 3,0 3,4 3,9 4,0
Estland 5,8 6,4 7,9 10,2 :
Finnland 1,9 2,0 2,5 2,9 3,8
Frankreich 1,7 2,6 2,6 3,2 3,4
Griechenland 1,5 1,5 2,5 2,6 3,7
Irland 2,7 3,4 3,7 4,7 :
Island 3,7 3,6 3,8 4,5 :
Italien 1,3 1,7 1,8 2,2 2,9
Kroatien 2,6 3,5 4,7 6,3 :
Lettland 4,2 4,5 5,4 6,0 :
Litauen 7,3 8,3 9,0 9,4 :
Luxemburg 1,1 5,0 3,6 4,3 :
Malta 3,9 3,8 4,1 5,2 5,3
Niederlande 2,7 2,8 3,0 3,9 4,0
Norwegen 1,9 2,6 2,6 3,1 :
Österreich 2,8 3,6 3,6 3,9 :
Polen 6,6 7,1 7,8 8,6 :
Portugal 2,4 3,2 3,4 4,5 :
Rumänien 4,0 4,2 4,6 5,0 :
Schweden 2,1 2,7 3,3 3,7 :
Slowakei 5,0 5,5 6,9 8,1 8,6
Slowenien 3,9 4,6 4,7 5,3 :
Spanien 2,2 2,7 3,0 3,4 :
Tschechien 7,8 8,6 9,7 11,2 :
Ungarn 6,1 6,7 7,4 8,2 :
Zypern 2,7 2,8 2,9 5,0 5,1

Beachtenswert ist der Unterschied der Werte für Juni zwischen den Datenbanken des Statistischen Bundesamtes (1,9%) und Eurostat (0,4%) für Juni 2021 für Deutschland. Bezug Destatis: Verbraucherpreisindex, Eurostat HVPI.

Hintergründe

Die Entwicklung des theoretischen Konzepts der Kerninflation ist in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begründet.
Mit der Berechnung der Verbraucherpreisen ohne Nahrungsmittel und Energie wurde versucht, bestimmte Komponenten auszuschließen, die großen relativen Preisänderungen unterliegen. Der Grund dafür ist, dass ungewöhnliche Veränderungen wie der Anstieg der Energiepreise um 14,2 Prozent oder der Anstieg der Tabakpreise um 18 Prozent in 1998 wahrscheinlich nicht mit dem zugrunde liegenden Trend der VPI-Inflation zusammenhängen.

Die Geldbehörden befassen sich nicht mit jeder Preisschwankung. Sie konzentrieren sich vielmehr auf den zugrunde liegenden Trend. Die Kerninflation entspricht fiktiv diesem allgemeinen Inflationstrend. Eine Möglichkeit zur Definition der Kerninflation besteht im Kontext der Quantitätstheorie des Geldes, bei der der allgemeine Inflationstrend der Inflation entspricht, die infolge einer Währungsstörung entsteht.

Friedman (1969) zitierte in Bryan und Pike (1991), dass es normalerweise zwei verschiedene Erklärungen für Preisbewegungen gibt. „Allen Störungen gemeinsam ist, dass die Preisbewegungen Änderungen der Geldmenge widerspiegeln … Die andere Erklärung betraf einige besondere Umstände des jeweiligen Anlasses: gute oder schlechte Ernten; Störungen im internationalen Handel; und so weiter in großer Vielfalt. “

Warenkorb

Bei der Berechnung der Kerninflation für Deutschland werden bestimmte Warengruppen ausgeschlossen, um eine genauere Einschätzung der langfristigen Inflationstrends zu ermöglichen, die weniger von kurzfristigen Preisschwankungen beeinflusst werden. Die folgenden Warengruppen werden zur Berechnung mittels Warenkorb ausgeschlossen:

Energie: Dazu gehören unter anderem Heizöl, Kraftstoffe, Gas und Strom. Diese Preise können stark schwanken aufgrund von globalen Ölpreisschwankungen, politischen Ereignissen und anderen externen Faktoren.
Nahrungsmittel: Insbesondere frische Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch. Die Preise für diese Produkte können saisonalen Schwankungen und witterungsbedingten Einflüssen unterliegen.

Durch den Ausschluss dieser volatilen Warengruppen kann die Kerninflation ein stabileres und klareres Bild der zugrunde liegenden Inflationstrends liefern.

Bei der Berechnung der core inflation für den Euroraum wird für die Berechnung im Warenkorb neben Energie und Nahrungsmittel auch noch Alkohol und Tabak ausgeschlossen.

News

10.07.2023 Mario Centeno EZB-Ratsmitglied, am 9. Juli 2023 im Bloomberg Interview: „Die Kerninflation ist ein sehr wichtiger Indikator“, sagte er. „Sie sinkt nicht so schnell wie die Gesamtinflation, aber wir müssen uns auch daran erinnern, dass sie auf dem Weg nach oben genau den gleichen Verlauf genommen hat.“ Deshalb müssen wir auch bei der Art und Weise, wie wir die Inflation bekämpfen, zuversichtlich bleiben.“

13.09.2021 Nouriel Roubini: “Bemerkenswert ist, dass verschiedene Inflationsmaße nicht nur deutlich über dem Zielwert liegen, sondern auch zunehmend hartnäckig sind. In den USA beispielsweise dürfte die Kerninflation, die die volatilen Nahrungsmittel- und Energiepreise ausklammert, bis zum Jahresende immer noch nahe 4 % liegen. Auch die Makropolitik wird wahrscheinlich locker bleiben, gemessen an den Konjunkturplänen der Biden-Regierung und der Wahrscheinlichkeit, dass schwache Volkswirtschaften der Eurozone auch 2022 hohe Haushaltsdefizite aufweisen werden. Und die Europäische Zentralbank und viele andere Zentralbanken der fortgeschrittenen Volkswirtschaften bleiben voll und ganz engagiert unkonventionelle Politik viel länger fortzusetzen” Quelle: www.project-syndicate.org

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Literatur und Quellennachweis

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Residual Seasonality in Core Consumer Price Inflation: An Update – FED

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