Polen FlaggeDie Republik Polen ist einer der größten Staaten und auch eines der am dichtesten besiedelten Länder der Europäischen Union (EU). Polen ist im Jahr 2004 der EU beigetreten und hat seitdem den Handel mit anderen Ländern stark erhöht. Die Mehrwertsteuer in Polen gibt es erst seit dem Jahr 1993. Der aktuelle normale Mehrwertsteuersatz beträgt 23 % (PTU a 23), außerdem zahlen die polnischen Verbraucher für bestimmte Waren und Dienstleistungen einen ermäßigten Steuersatz von 8 % beziehungsweise einen stark ermäßigten Satz von 5 %. Für Lebensmittel gilt bis 30. Juni 2024, wie schon 2023 und 2022, sogar der MwSt Satz von 0% . Die polnische Regierung hat sich entschieden, die Mehrwertsteuer nicht in der Landessprache zu benennen, sondern die englische Bezeichnung Value added tax mit der Abkürzung VAT zu verwenden (nutzen Sie unseren VAT Rechner für Umrechnungen oder hier gleich für die podatek VAT).

Dem Unterhaus des polnischen Parlaments wurde im November ein Gesetzentwurf zur Änderung des Mehrwertsteuergesetzes vorgelegt. Hintergrund ist es, den 0%-Mehrwertsteuersatz auf Lebensmittel bis Juni 2024 zu verlängern.

Seit dem 1. Februar 2022 gilt in Polen der Null-%-Mehrwertsteuersatz auf Lebensmittel, der vorher 5 % betrug. Der vorübergehende Mehrwertsteuer-Nullsatz für viele Lebensmittel, der am 30. Juni 2023 enden sollte, wurde erneut verlängert. Diesmal bis 30. Juni 2024. Dies geschieht, da die polnische Inflation im Februar 2023 einen aktuellen Rekordwert von über 18 % erreicht und im Dezember immer noch bei 6,1% lag. Zu den Produkten mit einem Mehrwertsteuersatz von 0% gehören:

  • Fleisch und Fisch und deren Zubereitungen,
  • Milch und Milchprodukte,
  • Eier,
  • natürlicher Honig,
  • Nüsse,
  • Gemüse und Obst sowie deren Konserven,
  • essbare tierische und pflanzliche Fette,
  • Getreide und Getreideprodukte, einschließlich Brot und Süßwaren,
  • sowie bestimmte Säuglingsnahrungen und Milch für die Säuglings- und Kinderernährung und diätetische Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke.

Der Nullsteuersatz soll bis zum 30. Juni 2024 gelten.

Seit der Einführung einmal Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes

Die Republik Polen führte die Umsatzsteuer erst am 8. Januar 1993 ein. Die polnischen Verbraucher mussten sich daraufhin auf eine Preiserhöhung um 22 % für zahlreiche Handelsgüter und Dienstleistungen einstellen. Es wurden drei MwSt Steuersätze eingeführt, da bestimmte Produkte nur mit einer ermäßigten beziehungsweise einer stark ermäßigten Mehrwertsteuer belegt sind. Am 1. Januar 2011 erfolgte die Anhebung aller drei Steuersätze zur Unterstützung des Staatshaushalts, weil sich die Staatsverschuldung bedenklich der Obergrenze von 55 % des Bruttoinlandproduktes (BIP) näherte. Im Zuge der Erhöhung wurden auch Produkte mit MwSt. belegt, die bisher steuerbefreit waren. Dazu gehören Zeitschriften, Bücher und Artikel für Babys und Kleinkinder.

Weiterhin befreit von der USt sind in Polen alle Ausgaben bezüglich Bildung, Versicherungen, Finanzdienstleistungen und soziale Dienstleistungen.

Lediglich 5 % Mehrwertsteuer fallen an für:

  • Bücher und Zeitschriften
  • bestimmte Nahrungsmittel
  • Produkte aus der Landwirtschaft
  • Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 8 % gilt in Polen für:
  • Zeitungen
  • Veranstaltungstickets für Konzerte und andere Veranstaltungen
  • zu medizinischen Zwecken benötigte Geräte
  • Nahrungsmittel, die nicht mit 5 % besteuert werden
  • Arzneimittel
  • Hotelrechnungen
  • Kosten für die Beförderung von Personen
  • Rechnungen für Restaurantbesuche

2024

Bisher liegen der Redaktion keine Informationen über geplante Änderungen über die Umsatzsteuer-Modalitäten in Polen für 2024 seitens des Finanzministeriums vor. Allerdings könnte sich das mit einer neuen Regierung ändern.

Polen Mehrwertsteuer Sätze Tabelle 2023

Welche Umsatzsteuersätze sind in Polen gültig? Die Daten sind in der Tabelle 1 angegeben:

Tab. 1: Mehrwertsteuer Polen Steuersätze

regulärer Mehrwertsteuersatz 23%
ermäßigte Mehrwertsteuersatz 8%
stark ermäßigter Mehrwertsteuersatz 5%
Null Satz 0% auf Lebensmittel

Umsatzsteuer Änderungen in Polen 2023

Mehrwertsteuergruppen  (Quelle: https://www.podatki.gov.pl): Ab dem 1. Juli 2022 können Steuerzahler Mehrwertsteuergruppen bilden und die Steuer gemeinsam abrechnen. Die MwSt.-Gruppe ist eine erhebliche Vereinfachung der Abrechnungen zwischen verbundenen Unternehmen und ein erheblicher finanzieller Vorteil für Unternehmen.

Der wichtigste Vorteil der Gründung einer Mehrwertsteuergruppe ist die Neutralität des Umsatzes zwischen Gruppenmitgliedern. Dadurch wird Polen zu einem noch attraktiveren Investitionsstandort für ausländische und inländische Investoren. Diese Lösung ist eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Verwaltung.

Mehrwertsteuergruppen können in Polen von inländischen Unternehmen und polnischen Zweigniederlassungen ausländischer Unternehmen gegründet werden. Diese Lösung steht allen Rechtsformen offen, auch kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die Funktionsdauer einer MwSt.-Gruppe darf nicht kürzer als 3 Jahre sein. Dieser Zeitraum kann jedoch verlängert werden.

Weiterhin 0% Mehrwertsteuer auf Lebensmittel in Polen. Ministerpräsident Mateusz Morawiecki :Verlängerung der Mehrwertsteuerermäßigung aus 2022: “Wir verlängern die Mehrwertsteuer von 0 % auf Lebensmittel. Im Kampf gegen die Inflation und die von Russland verursachte Krise ist es für uns das Wichtigste, die Portemonnaies der Polen zu schützen. Ab dem 1. Januar 2023 bis Mitte des Jahres gilt weiterhin der Mehrwertsteuer-Nullsatz auf Lebensmittel. Dank dieser Lösung blieben bisher über 7,6 Mrd. PLN in den Portemonnaies der polnischen Bevölkerung. Steuersenkungen sind nur eine von vielen Schutzmaßnahmen der Regierung.” Hier finden Sie Details zur aktuellen Inflation in Polen.

MwSt Änderungen in Polen 2022

Polen hat 2022 verschiedene Mehrwertsteuersätze ermäßigt:

Lebensmittel, die in den Punkten 1-18 der Anlage 10 zum Umsatzsteuergesetz aufgeführt sind (wie Fisch und Fischerzeugnisse, Molkereierzeugnisse, Gemüse, Obst, einschließlich Obst- und Gemüseerzeugnisse, Getreide, Müllereierzeugnisse, Getreide- und Backwaren und einige Getränke) – von 5 % auf 0 %.

Düngemittel, Pestizide, Blumenerde und andere Maßnahmen zur Unterstützung der landwirtschaftlichen Produktion – von 8 % auf 0 %

Senkung der Mehrwertsteuersätze für Kraftstoffe und Lebensmittel

Für die Verlängerung bis zum 31. Dezember 2022 gelten die folgenden Sätze:

8 % Kraftstoff (Diesel)
5% Strom und Heizenergie
0 % Lebensmittel, Düngemittel und Gas

Die wirtschaftliche Situation in Polen

Ende der 1980er Jahre wurde die Zentralplanwirtschaft in Polen in eine Marktwirtschaft umgewandelt. Im Jahr 1988 besaßen schon etwa 20 % der polnischen Unternehmen einen privaten Eigentümer. Im Dezember 1989 verabschiedete die Regierung des Landes zehn Wirtschaftsgesetze, deren Umsetzung zu einer schnellen Entwicklung der Marktwirtschaft in dem ehemals sozialistischen Land beitrug. Ab dem Jahr 1990 wurden zahlreiche staatliche Betriebe privatisiert und es setzte ein Strukturwandel in der einheimischen Wirtschaft ein.

Im 19. Jahrhundert galt Polen als die Kornkammer Europas und auch der Bergbau hatte jahrzehntelang einen hohen Stellenwert in dem Land. Zu sozialistischen Zeiten brachte der Kohleabbau Devisen ins Land, was sich nach der Liberalisierung der polnischen Volkswirtschaft ab dem Jahr 1990 änderte. Heute erwirtschaften die polnischen Beschäftigten den größten Teil des Geldes im Dienstleistungsbereich, gefolgt von der Industrie inklusive dem Baugewerbe. Obwohl die Landwirtschaft nur noch weniger als 5 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt, stellt dieser Bereich einen wichtigen Arbeitgeber in dem Land dar, da circa 15 % der polnischen Arbeitnehmer in der Landwirtschaft beschäftigt sind. Insgesamt sind drei Viertel aller Berufstätigen in Polen bei einem privaten Unternehmen tätig. Die wichtigsten Branchen mit den höchsten Exportzahlen sind die Nahrungsmittelindustrie, der Maschinenbau und die chemische Industrie.

Um das Wirtschaftswachstum weiter zu fördern, setzt die Regierung Polens verschiedene Maßnahmen ein:

  • wirtschaftsfreundliche politische Entscheidungen und Gesetze
  • Motivation der Arbeitnehmer
  • flexibles Arbeitsrecht
  • Ausbau der Infrastruktur, finanziert durch Fördermittel der EU
  • stabile Fiskalpolitik
  • Anreize für Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit der einheimischen Unternehmen

Steigendes Wirtschaftswachstum

Durch das steigende Wirtschaftswachstum steigen auch die Importe und Exporte des Landes. Polen exportiert mehr als 75 % seiner Produkte in Länder der EU und bezieht mehr als die Hälfte der benötigten Waren und Dienstleistungen ebenfalls von Geschäftspartnern mit Sitz innerhalb der Europäischen Union. Schon seit mehr als 20 Jahren stellt Deutschland den wichtigsten Handelspartner des Landes dar. Neben Deutschland sind die Länder Russland, China und Italien die wichtigsten Importpartner Polens, während die meisten Exporte, außer an den deutschen Nachbarn, nach Tschechien, Frankreich und Großbritannien geliefert werden. Insgesamt exportiert Polen mehr Waren und Dienstleistungen, als es importiert. Die hohen Exportzahlen liegen an den Aktivitäten polnischer Unternehmen auf ausländischen Märkten und daran, dass der Begriff „Made in Poland“ immer mehr zu einem Synonym für Qualität und Zuverlässigkeit wird.

Schwierigkeiten deutscher Unternehmer bei der Umsatzsteuer in Polen

Wenn ein deutsches Unternehmen an einen gewerblichen Abnehmer in Polen Waren liefert, muss auf der Rechnung keine MwSt. ausgewiesen werden. Dafür muss der deutsche Verkäufer die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt IdNr.) des polnischen Käufers angeben. Diese Nummer muss unbedingt korrekt angegeben werden, damit der Importeur die Ware im Rahmen des Reverse-Charge-Verfahrens in Polen versteuern kann. Lehnen die polnischen Behörden die Versteuerung wegen einer fehlerhaften Umsatzsteuer-Identifikationsnummer ab, kann der deutsche Verkäufer verpflichtet werden, nachträglich Mehrwertsteuer zu zahlen. Daher sollten die Exporteure die Richtigkeit der Nummer auf der Internetseite des Bundeszentralamts für Steuern unter https://evatr.bff-online.de/eVatR/ überprüfen.

Bei Lieferungen an Privatpersonen in Polen kann der deutsche Verkäufer bis zur Erreichung des Schwellenbetrages von 160000 polnischen Zloty auswählen, ob er die deutsche oder die polnische Mehrwertsteuer in Rechnung stellt. Entscheidet er sich für die polnische Steuer, ist diese Entscheidung für die folgenden zwei Jahre bindend und das deutsche Unternehmen ist verpflichtet, eine Umsatzsteuermeldung sowie eine Umsatzsteuererklärung in Polen abzugeben. Auch nach Überschreitung des Schwellenbetrages als Jahresumsatz muss der polnische Mehrwertsteuersatz in der Rechnung angegeben werden. (Einfuhrumsatzsteuer – EuSt ist für deutsche Unternehmen bei Geschäften in Polen nicht relevant.) Nutzen Sie unseren Zloty Euro Umrechner für Konvertierungen von Devisen.

Umsatzsteuerfristen

Bei der Erstellung der Rechnung und bei der Abgabe der monatlichen Umsatzsteuermeldung sowie bei der jährlichen Umsatzsteuererklärung müssen deutsche Firmen einige Besonderheiten beachten. So muss die Umsatzsteuermeldung selbst bei geringen Beträgen jeden Monat erfolgen. Die letzte Frist für die Anmeldung ist der 25. des auf das Rechnungsdatum folgenden Monats. Auch wenn der Rechnungsbetrag auf Euro lautet, muss in der Rechnung die Summe der Mehrwertsteuer in der polnischen Landeswährung Złoty (PLN) angegeben werden. Häufig bei der Umrechnung gesucht: 100 Zloty in Euro.

Die Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer (AHK Polen) erläutert auf ihrer Homepage  die Erstattung der Vorsteuer in Polen. Auf der Seite stellt die AHK ein Merkblatt für deutsche Unternehmen zur Verfügung, in dem der Ablauf der Vorsteuererstattung genau erklärt wird. Hier erfahren deutsche Firmen, dass sie die Mehrwertsteuerrückerstattung elektronisch über das Bundeszentralamt für Steuern in Deutschland beantragen müssen. Von hier werden die Anträge an das zuständige Zweite Finanzamt für Warschau-Mitte weitergeleitet, das in Polen die Erstattung der Vorsteuer bearbeitet.

Rückerstattung

Die Anträge auf Mehrwertsteuererstattung müssen in der polnischen Sprache verfasst werden. Ebenso müssen die gelieferten Waren beziehungsweise die erbrachten Dienstleistungen entweder auf Polnisch oder zumindest auf Englisch angegeben werden. Legt die deutsche Firma Rechnungen, Verträge mit dem polnischen Geschäftspartner oder Ausfuhrbescheinigungen auf Deutsch oder auf Englisch bei, verlangt das polnische Finanzamt eine Übersetzung in die polnische Sprache. Die Übersetzung muss von einem vereidigten Übersetzer ausgeführt werden. Sämtliche Korrespondenz mit den Finanzbehörden in Polen muss ebenfalls auf Polnisch geführt werden.

Einkaufen in Polen

Vor allem im grenznahen Raum sind Tagesausflüge von Deutschland auf einen polnischen Markt sehr beliebt. Viele Produkte sind trotz der höheren Mehrwertsteuer in Polen billiger als in Deutschland. Das gilt vor allem für Obst, Gemüse und andere landwirtschaftliche Produkte. Auch ein Friseurbesuch ist bei den Reisenden sehr beliebt, da die Preise für diese Dienstleistung ebenfalls unter den Preisen in Deutschland liegen. Ein Restaurantbesuch ist ebenfalls meist nicht so teuer wie in einem deutschen Lokal.

Wenn deutsche Urlauber mit einem Reisebus über die Grenze fahren, erleben sie, dass der Busfahrer an der Grenzstation eine Gebühr zahlen muss. Hierbei handelt es sich um die Umsatzsteuer für die gelegentliche grenzüberschreitende Personenbeförderung in einem Bus.

 

Mehrwertsteuer-Information zu weiteren Ländern

Mehrwertsteuer in Belgien

England Mehrwertsteuer

Mehrwertsteuer in Frankreich

Mehrwertsteuer in Luxemburg

Umsatzsteuer in USA Infos & Tipps

Mehrwertsteuer in Polen

Schweden Mehrwertsteuer

Mehrwertsteuer Schweiz

Umsatzsteuersteuer in Spanien = IVA

Mehrwertsteuer in Italien = IVA

Mehrwertsteuer in den Niederlanden

 

News

Polen kämpft nach Angaben des Ministerpräsident Mateusz Morawiecki erfolgreich gegen die Mehrwertsteuer-Mafia:

„Wir haben es auch geschafft, das zu erreichen, was andere in anderen Bereichen für unmöglich hielten. Z .B. Wir haben die Lücken im Steuersystem geschlossen. Nur in diesem Jahr stiegen die gesamten Mehrwertsteuereinnahmen um 30 Mrd. PLN, der Betrag ist höher als die Summe über die letzten neun Jahre. Dies ist uns gelungen, indem wir Steuerkriminelle bekämpft und die Mehrwertsteuer Mafia bekämpft haben. VAT ist kein “Wattestäbchen”, und VAT Mafias sind keine Waldbanditen. Es gibt nichts zu befürchten. Dieser Trend, dieser sehr positive Trend, der zum ersten Mal seit neun Jahren stattgefunden hat – wir werden ihn aufrechterhalten. Es ist erwähnenswert, dass gleichzeitig mehr als 70 Mrd. PLN an polnische Bürger im Rahmen verschiedener sozialer und familienfreundlicher Programme gingen. Und wir werden diese Sozialpolitik fortsetzen und stärken. Wir beabsichtigen, es in einer Reihe von Bereichen zu stärken.“