Berlin – Eine lang ersehnte Entlastung für die deutsche Gastronomie ist in Sicht. Ab 2026 wird der Mehrwertsteuersatz für Speisen in Restaurants und Cafés wieder dauerhaft von 19 % auf den ermäßigten Satz von 7 % gesenkt. Das Bundeskabinett hat einen entsprechenden Beschluss gefasst, der nun noch von Bundestag und Bundesrat verabschiedet werden muss. Die Entscheidung löst eine Welle der Erleichterung in einer Branche aus, die seit Jahren mit Krisen zu kämpfen hat, stößt aber auch auf Kritik.
Die Reduzierung der Mehrwertsteuer ist keine neue Maßnahme. Bereits während der Corona-Pandemie wurde der Steuersatz vorübergehend gesenkt, um die Gastronomiebetriebe in einer für sie existenzbedrohenden Zeit zu unterstützen. Diese Regelung lief jedoch Ende 2023 aus, was zu einer erneuten Belastung für viele Gastronomen führte, da der Satz zum 1. Januar 2024 wieder auf 19 % anstieg. Die Rufe nach einer dauerhaften Wiedereinführung des ermäßigten Satzes wurden lauter, begleitet von Demonstrationen und intensiver Lobbyarbeit der Branchenverbände.
Hoffnung auf Entlastung und Investitionen
Für die Gastronomen ist die erneute Senkung ein wichtiges Signal. Die Branche leidet unter den Folgen der Pandemie, gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen sowie einem anhaltenden Personalmangel. Viele Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand. Vertreter des Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) betonen, dass die Steuersenkung den Betrieben notwendige finanzielle Spielräume für Investitionen in ihre Betriebe und Mitarbeiter verschaffen würde. Zudem könne so das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Gäste verbessert werden, was letztlich der gesamten kulinarischen Vielfalt in Deutschland zugutekäme.
Kritik: Ein reines Steuergeschenk?
Doch nicht alle teilen die Euphorie. Kritiker befürchten, dass die Preissenkung nicht bei den Verbrauchern ankommen wird. Stattdessen könnten die Gastronomen die Ersparnis nutzen, um ihre durch die Inflation gestiegenen Kosten zu decken. Ob die Preise für Schnitzel, Pizza und Co. also tatsächlich sinken werden, bleibt abzuwarten.
Was bedeutet das für die Verbraucher?
Für die Gäste von Restaurants und Cafés stellt sich nun die Frage, ob sie ab 2026 tatsächlich günstiger essen gehen können. Ein Rechenbeispiel verdeutlicht die mögliche Ersparnis: Kostet ein Schnitzel 20 Euro, so entfallen darauf bei 19 % Mehrwertsteuer 3,19 Euro. Mit dem reduzierten Satz von 7 % wären es nur noch 1,31 Euro – eine Ersparnis von 1,88 Euro pro Gericht. Ob diese Ersparnis direkt an die Kunden weitergegeben wird oder von den Gastronomen zur Deckung gestiegener Kosten und für Investitionen genutzt wird, wird die Praxis zeigen. Wichtig für Verbraucher zu wissen ist außerdem, dass die Senkung ausschließlich für Speisen gilt, die vor Ort verzehrt werden. Für Getränke werden weiterhin 19 % Mehrwertsteuer fällig, mit Ausnahme von Milch, Mischgetränken mit hohem Milchanteil und Leitungswasser.
Die beschlossene Mehrwertsteuersenkung ist ein Kompromiss im Spannungsfeld zwischen der notwendigen Unterstützung einer krisengebeutelten Branche und der Sorge vor ausbleibenden Steuereinnahmen und geringen Effekten für die Verbraucher. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die Maßnahme die erhoffte Wirkung entfaltet und zur Sicherung der vielfältigen Gastronomielandschaft in Deutschland beitragen kann.
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