Kurzfassung: Eine allgemeine Erhöhung der deutschen Mehrwertsteuer (19 % / 7 %) ist nicht beschlossen und steht auch nicht im Koalitionsvertrag 2025. Alle großen Parteien schließen den Schritt öffentlich aus; Ökonomen diskutieren ihn allerdings als mögliche Haushalts‑ und Reformoption. Befürworter sehen zusätzliche Staatseinnahmen und Spielraum für Entlastung bei Lohn‑ und Unternehmenssteuern, Gegner warnen vor Inflation, Kaufkraftverlusten und sozialer Schieflage. Aktuell bleibt es bei 19 % bzw. 7 %. Welche Auswirkungen eine andere Prozentzahl hätte, lässt sich mit dem MwSt‑Rechner beliebig durchspielen.


1 – Aktueller Stand (07/2025)

Bis heute gibt es keinen beschlossenen Gesetzesentwurf, der den Regel‑ (19 %) oder den ermäßigten Satz (7 %) anheben würde. Der Koalitionsvertrag 2025 von CDU/CSU und SPD erwähnt sogar ausdrücklich, dass der ermäßigte 7‑Prozent‑Satz für Speisen in der Gastronomie ab 01. 01. 2026 dauerhaft beibehalten werden soll.

Das Thema taucht jedoch in Expertenkreisen immer wieder auf, weil die Steuerschätzung vom Mai 2025 für 2025 ein Loch von rund 12,7 Mrd. € in den öffentlichen Kassen prognostiziert.

2 – Politische Positionen

  • SPD / Olaf Scholz: schließt eine Erhöhung im TV‑Duell klar aus (dpa‑AFX, 19 02 25). Stattdessen brachte Scholz eine Senkung der Lebensmittel‑MwSt. auf 5 % ins Gespräch (ZDFheute, 03 01 25).
  • CDU/CSU / Friedrich Merz: „Die Mehrwertsteuer zu erhöhen wäre das größte Gift für die Konjunktur“ – klare Absage (MZ, 15 02 25).
  • FDP / Christian Lindner: lehnt jede Steuererhöhung als wachstumsfeindlich ab und erinnerte Merz an dessen frühere Gedankenspiele.
  • Grüne, Linke, AfD: stellen allesamt eher Entlastungen oder Verschiebungen zugunsten niedriger Einkommen bzw. Vermögen in den Mittelpunkt.

Verbände & Wissenschaft

3 | Pro‑ und Contra‑Argumente

Pro – Argumente für eine Erhöhung Contra – Argumente gegen eine Erhöhung
  • Bis zu ≈ 16 Mrd. € Mehreinnahmen pro Prozentpunkt beim Regel‑Satz (BMF‑Berechnung).
  • Schuldenbremse einhalten & Haushaltsdefizit schließen.
  • Spielraum für Senkung von Einkommens‑/Unternehmenssteuern ⇒ mehr Wettbewerbsfähigkeit.
  • Deutschland hätte mit 20 % immer noch einen niedrigeren Satz als viele EU‑Nachbarn (21–25 %, vgl. EU‑VAT‑Rates).
  • Einmaliger Preisschub → höhere Inflation & Kaufkraftverlust.
  • Regressive Wirkung: Hoher Konsumanteil bei Haushalten mit geringem Einkommen.
  • Kurzfristiger Nachfrage‑Dämpfer → Risiko für ohnehin schwache Konjunktur.
  • Erinnerung an 2007: Politisches „Wortbruch‑Trauma“ erschwert Zustimmung.

4 – Gesetzeslage & Parlament

Im Bundestag liegt aktuell kein Gesetzentwurf zur Anhebung der Mehrwertsteuer. Selbst die meisten Haushalts‑ und Finanzpolitiker sprechen nur hinter verschlossenen Türen über das Thema. Öffentliche Debatten beschränken sich auf Talkshows und Expertenrunden.

5 – Mögliche Auswirkungen bei einer Erhöhung

  • Preisniveau: +0,8 % bei 20 % MwSt. bzw. +2,8 % bei 10 % reduziertem Satz (Annahme: volle Weitergabe der Steuer).
  • Kaufkraft: real niedriger, falls Löhne & Transfers nicht Schritt halten.
  • Konjunktur: Vorzieheffekte & nachfolgende Delle im Einzelhandel; gesamtwirtschaftlich –0,2 bis –0,4 Punkte BIP laut ifo‑Szenario.
  • Staatshaushalt: +15‑32 Mrd. € p. a. (je nach Szenario). Ein Teil könnte allerdings durch Konsumrückgang wieder kompensiert werden.

6 – Fazit

Kurz & knapp: 19 % und 7 % bleiben – zumindest vorerst. Die Haushaltslücke löst bislang niemand mit einer allgemeinen Mehrwertsteuererhöhung, denn politisch wäre das unpopulär und konjunkturell riskant. Zugleich bleibt die Steuer theoretisch ein „schneller Hebel“, sollte der finanzielle Druck steigen.

Wer wissen möchte, wie sich jede denkbare Änderung – etwa 20 %, 21 % oder 10 % – auf Brutto‑ und Nettopreise auswirkt, kann das live mit unserem kostenlosen Mehrwertsteuer‑Rechner ausprobieren. Das Tool erlaubt individuelle Prozentwerte und zeigt sofort, wie viel mehr (oder weniger) Verbraucher und Unternehmen zahlen bzw. einnehmen würden.